
von Katja Wallisch
Schnell nach dem Büro noch den Einkauf erledigen, danach ins Gym oder die Kinder zum Verein fahren. Ab nach Hause und das Abendessen vorbereiten, Brotdosen packen, Vorbereitungen für den nächsten Tag und die Katze benötigt noch ihre Medikamente. Wer sich zu den Anforderungen im Alltag Zeit zum Lernen und Weiterbilden nehmen möchte, braucht die Möglichkeit, freie Kapazitäten zu schaffen – zeitlich und kognitiv. Wie praktisch wäre es da, modernes Lernen dennoch in den Arbeitsalltag einzubinden. Sprachlernapps zeigen uns, wie es funktionieren kann. Wir geben die tägliche Zeit ein, die wir für das Lernen aufwenden können. 10 Minuten, 15 oder 30? Die App leitet uns durch eine Welt aus auditiven und optischen Reizen in Kombination mit emotional konnotierten Inhalten: Niedliche Bilder von Tieren, das Abendessen im Urlaub bestellen oder witzige Inhalte, die uns zum Schmunzeln bringen.
Hallo neue Arbeits- und Lernwelt
In einer Arbeitswelt, die sich permanent wandelt, gewinnt Lernen eine neue Bedeutung. Nicht mehr nur das große Weiterbildungsseminar oder das jährliche Training zählen, sondern die Kunst, wie wir täglich Neues aufnehmen. Eine Methode, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist das sogenannte Sprintlernen – kompaktes, fokussiertes Lernen in kleinen, klar abgegrenzten Einheiten. Ursprünglich aus der agilen Produktentwicklung abgeleitet, lässt sich dieses Prinzip wunderbar in den persönlichen Alltag integrieren – als Micro-Habit, also als winzige, aber wirkungsvolle Gewohnheit.
Worum geht es beim Sprintlernen?
Beim Sprintlernen geht es nicht darum, stundenlang über Fachliteratur zu brüten oder ganze Wochenenden mit Fortbildungen zu verbringen. Stattdessen nutzt man bewusst kurze Zeitfenster, zum Beispiel 20 Minuten pro Tag, um sich einem klar umrissenen Lernziel zu widmen. Das kann etwas Berufliches sein, wie das Vertiefen eines Tools oder einer Führungskompetenz, oder etwas Privates, wie das Üben einer neuen Sprache oder das Erlernen einer Atemtechnik zur Entspannung. Entscheidend ist der Fokus: In diesen 20 Minuten zählt nichts anderes.
Warum funktioniert Sprintlernen so gut?
Zum einen nutzt es unsere kognitive Aufmerksamkeit optimal. Studien zeigen: Das Gehirn arbeitet in kurzen, konzentrierten Etappen am effizientesten. Zum anderen entsteht durch den regelmäßig wiederkehrenden Lerneinsatz ein psychologischer Effekt, der maßgeblich zur Resilienz beiträgt – insbesondere zur Stärkung einer der sieben Säulen, der Selbstwirksamkeit.
Selbstwirksamkeit beschreibt das tiefe Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen aus eigener Kraft meistern zu können. Wenn wir jeden Tag einen Mini-Lern-Sprint absolvieren, machen wir die Erfahrung: Ich kann Einfluss nehmen. Wir merken, dass Fortschritt nicht von großen Ressourcen oder perfekten Bedingungen abhängt, sondern von kleinen, durchhaltbaren Schritten. Damit aktiviert Sprintlernen genau die Haltung, die Resilienz stärkt – die Überzeugung, aktiv gestalten statt passiv reagieren zu können.
Auch weitere Resilienzfaktoren werden durch Sprintlernen berührt. Die positive Selbstwahrnehmung wächst, wenn wir erkennen, wie viel wir mit kleinerer, konsequenter Anstrengung erreichen. Die Zukunftsorientierung wird gefestigt, weil wir uns bewusst kleine Lernziele setzen, die langfristig zur persönlichen und beruflichen Entwicklung beitragen. Und selbst die Beziehungsorientierung, eine oft unterschätzte Säule, qualifiziert, wenn Lerninhalte in Teams oder mit Lernpartner:innen geteilt werden – etwa über kurze „Lern-Sprints“ oder „One-Point-Lessons“ im Kolleg:innenkreis.
Wie kann Sprintlernen im Arbeitsalltag verankert werden?
Um Sprintlernen im Alltag zu verankern, hilft es, Rituale zu schaffen. Feste Zeitinseln einplanen– etwa die ersten 20 Minuten nach dem Morgenkaffee oder die Mittagspause am Mittwoch. Wichtig ist, den Einstieg niedrigschwellig zu halten: kein perfekter Schreibtisch, keine komplizierte Vorbereitung. Hauptsache, wir tauchen für eine definierte Zeit in den Lernmodus ein. Auch das bewusste Reflektieren nach jedem Sprint – etwa durch ein kurzes Notizjournal – unterstützt die Verstärkung des Selbstwirksamkeitserlebens.
Wer Sprintlernen regelmäßig praktiziert, entdeckt schnell seine motivierende Dynamik. Kleine Lernfortschritte addieren sich, neue Routinen entstehen, und das Gefühl von Kontrolle und Kompetenz wächst. Genau diese Kombination – Fokus, Mini-Erfolgserlebnisse und Selbststeuerung – macht Sprintlernen zu einer echten Alltagskraftquelle im Sinne von „guter Arbeit“. Denn gute Arbeit bedeutet nicht nur, Leistung zu bringen, sondern auch, sich selbst als wirksam, wach und lernfähig zu erleben – Tag für Tag.
