
Am 23. September fand im Volkspark Halle (Saale) die 3. Weiterbildungskonferenz der Landesinitiative Fachkraft im Fokus statt. Im Mittelpunkt der Konferenz stand in diesem Jahr der „Job-Turbo“, genauer die Phase 3 „Beschäftigung stabilisieren und ausbauen“. Daher lautete das Thema der Konferenz „Geflüchtete Menschen als Chance für Sachsen-Anhalt – Rolle der beruflichen Weiterbildung bei der Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen“.
Susi Möbbeck (Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt) und Lutz Rätz (Projektleiter der Landesinitiative Fachkraft im Fokus) eröffneten die Konferenz jeweils mit ihrem Grußwort. Sie betonten den hohen Stellwert der Sicherung des Fachkräftepotenzials aus dem Ausland, um den hohen Fachkräftemangel in Sachsen-Anhalt zu bewältigen und die Wirtschaftskraft Sachsen-Anhalts langfristig zu sichern. Als wesentlichen Ansatzpunkt nannten sie u.a. die stärkere Vernetzung der Beratungsakteur:innen in Sachsen-Anhalt.


Klassische Vorträge wurden in diesem Konferenzformat ersetzt durch innovative und kollaborative Methoden. Unter dem Motto „Weiterbildung trifft Integration“ wurde die folgende Leitfrage ins Zentrum der Konferenz gestellt:
„Wie können wir die Zusammenarbeit und Vernetzung der Akteur:innen in der Beratung ausländischer Fachkräfte verbessern, den Herausforderungen in der beruflichen Weiterentwicklung begegnen und gleichzeitig die Beschäftigung stabilisieren?“
Die Antwort: durch aktives Mitgestalten. Die Teilnehmenden wurden nicht zu Zuhörenden, sondern zu kreativen Mitgestalter:innen. Ziel dieses Ansatzes war, mithilfe dynamischer Methoden Chancen und Herausforderungen aus der Beratungspraxis zu identifizieren, konkrete Fragestellung zu formulieren und daraus neue (M)Utopien – mutige Zukunftsszenarien, die in konkrete Handlungsmöglichkeiten überführt werden – zu entwickeln. Die Teilnehmenden erhielten zu Beginn der Konferenz eine detaillierte Einführung in das dynamische Konferenzformat und die vorbereiteten Arbeitsunterlagen.





Rund 120 Akteur:innen u.a. aus den Arbeitsagenturen, Jobcentern, Migrations- und Integrationsberatungen, Handwerks- sowie Industrie und Handelskammern, Wirtschaftsförderung, Bildungsträgern und Sprachförderungen aus Sachsen-Anhalt beteiligten sich am Vormittag in aufeinander aufbauenden Workshops aktiv daran, anhand aktueller Fallbeispiele die Chancen und Herausforderungen in der Beratung, der beruflichen und sprachlichen Qualifizierung sowie der nachhaltigen beruflichen und sozialen Integration ausländischer Fachkräfte in Sachsen-Anhalts zu diskutieren.
In multiprofessionellen Kleingruppen schlüpften die Teilnehmenden mit Hilfe sogenannter Personas (Fallbeispiele basieren auf echten und aktuellen Beratungsfällen) in die Rolle und Perspektive einer ausländischen Fachkraft. Gemeinsam erkundeten sie insgesamt fünf vorbereitete Lösungsräume mit einer Auswahl beratender Akteur:innen zu folgenden Themen bzw. Schmerzpunkten ihrer Persona:
- Sprach- und Alltagskompetenzvermittlung
- Arbeitsmarktnahe Qualifizierung & Anerkennung
- Zivilgesellschaftliche Vernetzung & Selbstorganisation
- Rechtsberatung & psychosoziale Begleitung
- Langfristige Bindung & Perspektive









Nach dem Rundgang durch die Lösungsräume teilten sich die Teammitglieder auf vier sogenannte Expert:innentische in unterschiedlichen Räumlichkeiten des Volksparks auf. Dort wurden Sie von Expert:innen aus der Weiterbildungsagentur Sachsen-Anhalt empfangen. Jeweils 3 Expert:innen stellten in einem Kurzvortrag Best Practice Beispiele aus der Beratungspraxis wie bspw. dem WelcomeCenter Sachsen-Anhalt, den Arbeitsagenturen, Jobcentern, den Handwerkskammern oder der Beruflichen Bildung im Erwerbsleben vor. Die Beispiele dienten den Teilnehmenden als Anregung gezielte Fragen zu Ihrem Fallbeispiel zu stellen und in die aktive Diskussion mit anderen Akteur:innen aus der Beratung zu gehen.



Die erste Arbeitsphase am Vormittag endete mit der Formulierung gezielter „Wie können wir…?“ (WKW) – Fragen. Aus 30 Teams wurde je eine Fragestellung entwickelt und zentral gesammelt. In Vorbereitung auf die zweite Arbeitsphase am Nachmittag priorisierten Dr. Kristin Körner (Abteilungsleiterin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt) und Torsten Narr (operativer Geschäftsführer in der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt – Thüringen) insgesamt sechs praxisrelevante Fragestellungen:
Wie können wir…
- …Netzwerkarbeit aus Kund:innenperspektive: Wie können wir Angebote sichtbarer und passgenauer machen?
- …Wartezeiten sinnvoll nutzen: Wie vermeiden oder überbrücken wir Pausen bei Spracherwerb, Anerkennung und Qualifizierung?
- …Anerkennung im Arbeitsverhältnis: Wie lässt sich Qualifizierung während der Beschäftigung so organisieren, dass sie Arbeitgeberbindung stärkt?
- …Unterstützung beim Berufsübergang: Wie können Ingenieur:innen unabhängig vom jetzigen Arbeitgeber unterstützt werden?
- …Chancengerechtigkeit für MINT-Mütter: Wie können alleinerziehende Mütter mit Migrationshintergrund Unternehmen finden, die ihr Potenzial sehen und ihre Weiterqualifizierung fördern?
- …Sprachförderung auf hohem Niveau: Wie können regionale B2+-Angebote für qualifizierte Fachkräfte besser gebündelt und gefördert werden, um sie langfristig für Sachsen-Anhalt zu gewinnen?
Auch Susi Möbbeck (Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt) nahm am gesamten Vormittag an der Veranstaltung teil und gestaltete die Gruppenarbeiten aktiv mit– ein klares Signal für die Bedeutung dieses Prozesses.



Die zweite Arbeitsphase am Nachmittag der Konferenz eröffneten Dr. Kristin Körner (Abteilungsleiterin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt) und Torsten Narr (operativer Geschäftsführer in der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt – Thüringen) durch die Vorstellung der sechs priorisierten WKW-Fragen.



Von dort begaben sich die Teilnehmenden an die vorbereiteten [M]Utopie-Arbeitsstationen für die Entwicklung erster handlungsorientierter Lösungsansätze aus drei unterschiedlichen Perspektiven:
- Pippi Langstrumpf – „Das habe ich noch nie gemacht, also bin ich mir völlig sicher, dass ich es schaffe“
- Andrew Agassi und Steffi Graf – „Ich blicke nie zurück, ich schaue nach vorn“
- Albert Einstein – „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“
mit unterschiedlichen Ressourcen von „1€ Budget“ bis „Geld spielt keine Rolle“
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zeigten eine beeindruckende Bandbreite an Ansätzen, wie bspw. „die Schaffung offener Begegnungsräume als kostenfreien Treffpunkt und eine Netzwerkplattform im öffentlichen Raum für die gezielte Vernetzung von Ingenieur:innen unterschiedlicher Bereiche für den Erwerb und die Anwendung fachspezifischer Sprachkenntnisse.“ Pro Arbeitsstation wurden zwei Lösungsansätze auf die zuvor gestellten Fragen von den Teilnehmenden priorisiert und in realisierbare, handlungsorientierte erste Schritte auf „Lösungsschiffe“ überführt.










Zum Abschluss der Konferenz dankten Dr. Kristin Körner (Abteilungsleiterin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt) und Torsten Narr (operativer Geschäftsführer in der Regionaldirektion Sachsen- Anhalt – Thüringen) den Teilnehmenden für die aktive Mitgestaltung neuer Lösungsansätze und die Bereitschaft sich auf ein doch eher ungewöhnliches Format einzulassen und die Beratung ausländischer Fachkräfte aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
