von Katja Wallisch
Bei dem Wort Selbstbewusstsein wird jedem von uns eine Assoziationskette durch den Kopf rauschen. Welche drei Aspekte verbinden Sie mit diesem Wort? Denken Sie an eine Ihrer Meinung nach selbstbewusste Person. Was zeichnet diese aus oder was gerade nicht?
Selbstbewusstsein ist das Überzeugtsein von seinen eigenen Fähigkeiten und seinem Wert als Person. Dies drückt sich besonders in selbstsicherem Auftreten aus. Das Definieren der eigenen Person bzw. Persönlichkeit trägt zur Entwicklung des Selbstkonzepts bei und beinhaltet aktive, innere Denkvorgänge. Bestandteile des Selbstbewusstseins sind die self-awareness (Erkennen der eigenen Persönlichkeit), die self-confidence (Vertrauen, Zuversicht in sich selbst) und die self-assurance (Gewissheit, Sicherheit, Vertrauen sein Leben und Herausforderungen zu meistern). Auch passive Zuschreibung durch unsere Mitmenschen, werden in unser Selbstkonzept integriert.
Das macht vor allem wertschätzende und konstruktive Feedbacks für uns so wichtig.
Stolpersteine bei der Konstruktion des Selbstkonzeptes
Bei der Selbstreflexion können uns einige Stolpersteine begegnen. Es kann dazu kommen, dass wir eigene Fähigkeiten oder Merkmale einer Person über- oder unterschätzen.
So war ich kürzlich der Meinung, dass mittlerweile fünf Klimmzüge an der Klimmzugstange machbar sein sollten. Einschätzung – kurzer Realitätscheck – kleiner Spoiler: Ich schaffte einen Klimmzug. Bei der Analyse der Kontextfaktoren wurden schnell Faktoren klar, anhand derer ich das Ergebnis noch erhöhen kann. Check!
Doch nicht immer lassen sich unsere Kompetenzen oder Eigenschaften so schnell in der Realität überprüfen. Gerade im Bereich der Soft-Skills sind Urteile über verschiedene Situationen und Menschen hinweg hilfreich (Urteile von Freunden, Mitarbeitenden und Verwandten).
Dennoch können uns Stolpersteine wie:
- die Projektion (eigene unerwünschte Anteile werden anderen Menschen zugeschrieben),
- die Spiegelung (die Übernahme externer Perspektiven oder Gefühlszustände in die eigene Wahrnehmung) oder
- die Verdrängung (Ausblenden eigener Anteile)
in die Quere kommen.
Hinzu kommt der zugrundeliegende unterschiedliche Informationsstand und Erfahrungshorizont verschiedener Personen sowie daraus resultierende unterschiedliche Blickwinkel auf eine Situation. Weiterhin wird unser Verhalten maßgeblich von Faktoren, wie dem sozial erwünschten Handeln und der Tagesform oder hormonellen Schwankungen (im Tagesverlauf oder im Verlauf über Tage hinweg) beeinflusst. Wir können sowohl bei der Einschätzung unserer Person, wie auch bei der Urteilsbildung über andere Interpretationsfehlern unterliegen. Wie stark wir uns für die Meinung anderer über uns öffnen und ob bzw. welche Konsequenzen wir daraus ziehen, obliegt jedem von uns.
4 Werkzeuge der Selbstentwicklung
Selbst- Verantwortung
Wenn Sie Verantwortung für sich, Ihr Handeln, Ihre Gefühle und zur Erreichung Ihrer Ziele übernehmen, können Sie proaktiv Denkweisen und Handlungen einleiten, die Sie Ihrem „Ich-Ideal“ näherbringen. Wenn Sie sich dabei im Hinblick auf Fehler positiv aufstellen, den Mut haben, zu handeln und auch einmal zu scheitern, um am Fehler selbst zu lernen, sind Sie schon gut gewappnet für eine Entwicklung nach vorn. Handeln Sie überlegt, strukturiert und organisiert, werden sich in Ihrem Verantwortungsspektrum neue Wege von selbst auftun.
Selbst- Vertrauen
Ein selbstbewusster Mensch sieht seiner Zukunft optimistisch, angstfrei, sorglos und unbekümmert entgegen – also mit einem stark ausgeprägten Selbstvertrauen. Wer selbstbewusst durch sein Leben geht, wird an der richtigen Stelle gut für sich und seine Gesundheit Sorge tragen. Dabei ist es egal ob Abgrenzung oder Selbstfürsorge zum Einsatz kommen. Es geht um den bewussten Umgang mit sich selbst. Und dass dieser täglich eine andere Form annehmen kann, liegt irgendwie in der Natur der Sache. Denn meine hundert Prozent von heute, können morgen an einem neutralen Maßstab gemessen, ganz anders aussehen. Doch erst der bewusste Umgang mit uns und unserem Spektrum an Fähigkeiten, Eigenschaften und Erfahrungen, lässt Wachstumsprozesse und Veränderung Wirklichkeit werden.
Selbst-Bewusstheit
Der Weg zu sich selbst erfolgt über das Gespräch mit sich selbst und mit anderen über sich selbst. Selbstreflexion ist auch eine Betrachtung der Schattenanteile, die immer dort zu finden sind, wo das Licht aktuell noch nicht hinfällt. Vielleicht stehen wir uns dafür selbst im Weg durch einen inadäquaten Glaubenssatz, eine unbewusste oder vorbewusste Haltung, automatisierte Gedanken oder Handlungsabläufe. Selbstmanagement ist Gedankenmanagement und dafür gibt es hier ein paar Impulse an die Neuronen:
10 Fragen zur Selbstreflexion
- Bin ich mir meiner Selbst bewusst?
- Welche Stärken und Kompetenzen zeichnen mich aus?
- Welche Eigenschaften schreiben mir Freunde, Bekannte, Verwandte und Kollegen zu?
- In welchen Bereichen habe ich noch Entwicklungspotenzial für Kompetenzzuwachs?
- Wer und wie wäre ich gern und wie kann ich diesen Zustand erreichen?
- Reflektiere ich mein Handeln im aktuellen Kontext und im Rahmen der sozialen Anforderungen?
- Wer oder wie bin ich (im Umgang mit anderen und mit mir selbst)?
- Habe ich Vertrauen in meine Fähigkeiten und meine Person?
- Habe ich die Zuversicht, aufkommende Probleme in meinem Leben lösen zu können?
- Wie oft nehme ich mir Zeit, mich und mein Handeln zu reflektieren?
Selbst- Überwindung
Was hält uns ab, gewisse Dinge zu tun? Gedanken wie: „Als Mann/Frau/Kolleg:in/Führungskraft sollte ich nicht…“. Eventuell waren es Ängste aufgrund alter Erfahrungen, als wir an einem Punkt gescheitert sind.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir vielleicht noch nicht bereit, unser Methodenkoffer noch nicht prall genug gefüllt oder unser Glaube daran und an uns selbst noch nicht stark genug. In einem der vier psychologischen Grundbedürfnisse nach Grawe geht es um Unlustvermeidung und Lustgewinn. Ab und an geht das eine dem anderen voraus. Knien wir uns eine Zeit lang intensiv in eine Sache hinein, könnte eine Prämie auf uns warten: Wachstum, Erfahrung, Glück. So lange wir nur darin Knien und uns das Wasser nicht zum Halse steht, haben wir eine gute Balance gefunden.
Fazit
Unser Selbstwert und das damit einhergehende Selbstbewusstsein sind moderierende Variablen im Hinblick auf unsere Karriere und unseren beruflichen Erfolg. Bin ich in der Lage berufliche Chancen zu entdecken und diese auch zu nutzen? Weiß ich selbst, wer ich bin, was ich kann? Ist mir klar, welchen Mehrwert ein Projekt oder Unternehmen durch mich hat? Werde ich mich und mein Können gut und zielförderlich einbringen können? Dabei müssen wir keinen Synchrontanz auf verschiedenen Tanzparketten der Welt hinlegen, vielmehr geht es dabei um eine individuelle Symphonie all unserer Anteile. Gehen wir los und entdecken uns neu. Ich glaube, es warten viele spannende Bereiche darauf, von uns entdeckt zu werden. Viel Freude dabei!
Ihre Katja Wallisch