Hybride Arbeit ist gerade durch Corona nicht nur ein Schlagwort, sondern in vielen Unternehmen bereits Realität. Die Umsetzung in der Pandemie geschah oftmals nur operativ und war aus „der Not geboren“. Deshalb sind häufig Lösungen entstanden, die nicht das volle Potenzial erschließen und den tatsächlichen Bedarf von Unternehmen und Mitarbeiter:innen treffen. Hybride Arbeitskonzepte bieten vielfältige Gestaltungsspielräume bezüglich der Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort. Im aktuellen Beitrag möchte ich Ihnen eine kleine Systematisierungshilfe und Anregungen geben, was für Ihre Organisation evtl. passend ist und wie Sie systematisch vorgehen können.
Hybride Arbeit ergibt sich auf der einen Seite durch die Flexibilisierungsmöglichkeiten des Arbeitsortes und auf der anderen Seite durch die Flexibilisierung der Arbeitszeit.
Arbeitsort
Bezogen auf den Arbeitsort kann in erster Linie unterschieden werden, ob die Arbeit im Büro/im Unternehmen oder außerhalb des Büros/des Unternehmens stattfindet. Der Arbeitsort außerhalb des Unternehmens muss dabei nicht unbedingt das Homeoffice sein.
Weiterhin kann zwischen dem Grad der Flexibilität unterschieden werden. Hier gibt es vier grundsätzliche Möglichkeiten:
- Office First: Das Büro ist der Hauptarbeitsort. Arbeiten außerhalb des Büros ist nur die Ausnahme.
- Teil-Flexibel: Die Mitarbeiter:innen haben an festgelegten Tagen die Möglichkeit, außerhalb zu arbeiten.
- Voll-Flexibel: Die Mitarbeiter:innen können täglich frei wählen, wo ihr Arbeitsort ist.
- Remote First: Der Hauptarbeitsort ist außerhalb. Das Büro wird nur in Ausnahmefällen genutzt.
Arbeitszeit
Die Möglichkeiten des Grades der Flexibilität der Arbeitszeit sind:
- Fest vorgegebene bzw. definierte Arbeitszeit = Fix
- Kernarbeitszeiten mit Gleitzeitmöglichkeiten = Teil-Flexibel
- Freie Wahl der Arbeitszeiten, zeitunabhängig = Voll-Flexibel
Aus der Kombination der Dimensionen Arbeitsort und Arbeitszeit ergeben sich insgesamt 12 grundsätzliche hybride Arbeitsmodelle, die in der unten stehenden Tabelle abgebildet sind. Vielleicht systematisieren Sie in dieser Tabelle Ihre bereits vorhandene hybride Arbeit?!
Die einzelnen Modelle bieten ganz unterschiedliche Vor- und Nachteile für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen.
Einige von diesen sind im Folgenden kurz aufgeführt.
Mitarbeiter:innen
- Eine hohe Flexibilität von Arbeitsort und Arbeitszeit hat enorme Vorteile für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und reduziert Fahrzeiten zum Büro.
- Zu wenige Präsenzseiten im Büro können zu „sozialer Einsamkeit“ führen und Ängste schüren, dass man bei der Personalentwicklung nicht oder zu wenig berücksichtigt wird.
Unternehmen
- Eine hohe Flexibilität von Arbeitsort verbunden mit einer guten Abstimmung kann eine Reduktion von Flächen im Büro mit sich bringen, wenn feste Tage im Büro und Homeoffice vereinbart werden.
- Unternehmen mit viel Flexibilität haben Vorteile bei der Gewinnung von Mitarbeitern, da diese dies als einen wichtigen Arbeitgeber-Attraktivitätsfaktor sehen.
- Zu wenig gemeinsame Bürozeiten können zu fehlender Kommunikation und Konflikten führen.
- Je flexibler die Regelungen gestaltet werden, desto höher ist der Koordinationsaufwand für die Führungskräfte.
- Bei einer hohen zeitlichen Flexibilisierung werden viele Zusammenarbeitstools benötigt. Diese müssen von den Mitarbeiter:innen angenommen werden.
DAS beste Modell oder eine „Blaupause“ gibt es nicht, wenn es um die Gestaltung von hybrider Arbeit geht. Art der Tätigkeit, Homeoffice-Voraussetzungen, technische Möglichkeiten und Akzeptanz der Mitarbeiter:innen sind nur einige Faktoren, die berücksichtigt werden sollten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Gestalten Ihres ganz individuellen Modells.