Kaum zu glauben!

Bildnachweis: (c) Garlina Barskaya

Für Oliver Lilie und mich ist die jährliche Kooperationskonferenz der Landesinitiative Fachkraft im Fokus sicherlich einer der wichtigsten Meilensteine im Jahr. Gemeinsam mit dem gesamten Team von Fachkraft im Fokus bereiten wir den Tag im Detail vor. Was ich persönlich jedes Mal spannend finde, ist die Tatsache, dass wir immer etwas Neues ausprobieren. Besser und spannender kann Lernen gar nicht sein.

Und jetzt ist der 17. Juni 2020 schon wieder vorbei, kaum zu glauben!

Dieses Jahr verlief bereits die Vorbereitung jedoch etwas anders. Dabei hatten wir bereits frühzeitig einen Veranstaltungstermin und einen Veranstaltungsort. Dann kam der Lock-Down mit all seinen Konsequenzen für Zusammenkünfte wie unsere jährliche Kooperationskonferenz. Jetzt kam neben der inhaltlichen auch die technische Vorbereitung dazu.

Was habe ich in dieser Zeit lernen können?

Standardisierung von Schnittstellen für eine niedrigschwellige Teilnahme ist notwendig.

Ein Hoch auf all diejenigen, denen es gelungen ist mit dem Fax-Protokoll oder dem USB-Anschluss einen Standard zusetzen, der weltweit funktioniert!
Ich wünschte mir, es gäbe so etwas auch für Videokonferenzsysteme. In den letzten Monaten hatte ich die Gelegenheit, die unterschiedlichsten Systeme kennenzulernen. Die mir bekannten niedrigschwelligen Systeme[1] liefern nicht die erforderliche Ton- und Videoqualität, geschweige denn Stabilität während der Sitzungen.

Viele der stabileren Systeme erfordern für die vollumfängliche Teilnahme die Installation von sogenannten „Plug-ins“[2] (insbesondere Browser-Plug-ins). Das löst bei den zuständigen IT-Sicherheitsbeauftragten regelmäßig Panik aus und stößt daher auf großen Widerstand in Form von strikten Reglementierungen.

Was einerseits nachvollziehbar ist, macht andererseits jedoch eine organisationsübergreifende Kommunikation aufwendig und unkomfortabel. Kurzum wir hätten gern allen unseren Kooperationspartnerinnen und -partnern einen vollumfänglichen Zugang zur Konferenz ermöglicht.

Wenn der Schub, den die digitale Transformation durch die Corona-Pandemie bekommen hat, nachhaltig sein soll, braucht es hier einheitliche Schnittstellen, so dass es unerheblich wird, mit welchem Browser und welchem Konferenzsystem man an der jeweiligen Besprechung teilnimmt.

Zusätzlich zur inhaltlichen und methodischen kommt die technische Begleitung.

Meiner Erfahrung nach kommt für die Moderation neben der inhaltlichen und methodischen Umsetzung einer Veranstaltung auch die technische Organisation hinzu. Wer schaltet sich wann dazu, welcher Bildschirm wird für die Teilnehmenden freigegeben, wer hat die Tastatur- und Maussteuerung, wer übernimmt welche Rolle (z. B. Moderation, Referentin bzw. Referent, etc.)? Solche Detailfragen müssen sich in einem Regieplan wiederfinden. Weiterhin wurde mir deutlich, dass Arbeitsgruppen in jedem Fall eine Moderation benötigen. Denn das was man an Interaktion in analogen Formaten durch die Selbstorganisation in Gruppen gewinnen kann, funktioniert in den Online-Settings nicht unbedingt. Das mag daran liegen, dass wir alle noch relativ unerfahren im Umgang mit den neuen technischen Möglichkeiten sind. Fragen Sie mich in einem Jahr einfach noch mal zu diesem Punkt.

Das unterstützende Moderatorenteam sollte sich daher in jedem Fall mit dem verwendeten Besprechungssystem auskennen, um sich auf die Aufgabe der inhaltlichen und methodischen Moderation konzentrieren zu können. Gleiches gilt auch für die Referentinnen und Referenten, so dass die Technik nicht zum Störfaktor wird.

Digitale Formate werden analoge Formate nicht einfach ersetzen.

Aus meiner Sicht stellen sich hinsichtlich des Erfolgs für den Einsatz von digitalen Kommunikationsformaten folgende Fragen:

  • Welche Besprechungs-, Veranstaltungs- oder auch Beratungsformate möchte ich umsetzen? Bieten die neuen digitalen Instrumente (z. B. Online-Meeting- oder Web-Seminar-Systeme) hier einen Mehrwert für meine eigene Arbeit? (z B. erleichtern sie mir den Zugang zu meiner Zielgruppe oder kann ich mit Hilfe dieses Formates effizienter arbeiten?)
  • Welche Grenzen haben digitale Formate? Was sollte in meiner Arbeit unbedingt analog bleiben?

Wenn wir uns mit diesen Fragen systematisch beschäftigen, dann ist meiner Meinung nach ein wichtiger Schritt getan, um die Chancen zu nutzen, die sich durch den aktuellen Schub in der digitalen Transformation aufgrund der Corona-Pandemie ergeben.

Neben den klassischen analogen bzw. digitalen „Reinformen“ werden sich sicherlich langfristig auch neue hybride Formate entwickeln und durchsetzen. So kann ich mir vorstellen, dass nicht nur Referierende zu Präsenzveranstaltungen dazu geschaltet werden, sondern auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dabei werden wir mehr als bisher mit Online-Instrumenten wie Live-Poll-Tools (z. B. Pingo, Vevox, Mentimeter, ivoting, …), digitale Whiteboards (z. B. AWW App, Milanote …) oder Kartenabfragen arbeiten. Die Möglichkeiten erscheinen mir persönlich im Moment unbegrenzt. Es wird in der Hauptsache darauf ankommen, sich nicht im Dschungel der verschiedenen Apps und Programme zu verzetteln.

Um den berühmten Trainerspruch „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ anzuwenden: Nach der Konferenz ist vor der Konferenz. Sicherlich werden wir jetzt noch nicht anfangen, diese für 2021 im Detail zu planen. Allerdings freue ich mich darauf, was ich dann bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der neunten, möglicherweise ersten hybriden Kooperationskonferenz der Landesinitiative Fachkraft im Fokus lernen werde.


[1] Es wird lediglich ein Link versandt, den Teilnehmende anklicken. Ein weiter Download beim Öffnen des Links ist nicht notwendig.

[2] „Ein Plug-in (auch Plugin oder Add-in bzw. Addin von engl. „anschließen, einstecken“) bezeichnet ein optional verfügbares Software-Modul, welches Anwendungen des Hauptprogramms hinsichtlich verfügbarer Funktionen erweitert oder verändert. In der Literatur wird der Begriff mitunter als Synonym für „Add-ons“ verwendet, obwohl zwischen den beiden Extensions eindeutige Unterschiede bestehen. Plug-ins stammen in den meisten Fällen von externen Anbietern bzw. Entwicklern und eher selten vom Hersteller des Basisprogramms. Im Gegensatz zu Plug-ins werden Add-ons meist vom Hersteller zur Optimierung der Anwendungsentwicklung und -bereitstellung des Hauptprogramms in dessen Lieferumfang aufgenommen.“

(Quelle: https://www.dev-insider.de/was-ist-ein-plug-in-a-934763/ , abgerufen am 29.06.2020, 09:30 Uhr)