Interkulturelle Kommunikation in Unternehmen – wie offen sind wir wirklich?

von André Hellmig und Maike Jacobsen

Bildnachweis: ©Khunatorn - stock.adobe.com
Bildnachweis: ©Khunatorn – stock.adobe.com

In einer Zeit, in der unterschiedlichste Kulturen aufeinandertreffen und die Globalisierung auf viele Bereiche unseres Alltags Einfluss hat, sind interkulturelle Kompetenzen nicht nur im allgemeinen gesellschaftlichen Zusammenleben, sondern speziell auch in der Arbeitswelt wichtige Erfolgsfaktoren.

Stereotypen und Vorurteile sind oft unterbewusst allgegenwärtig. Sie erschweren eine wertschätzende Kommunikation zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen sowohl im nationalen und besonders im internationalen Kontext. Daher gewinnen interkulturelle Kompetenzen sowie eine interkulturelle Unternehmenskultur immer weiter an Bedeutung, um die einen Nutzen aus den Entwicklungen der Globalisierung zu ziehen.

Was sind Aspekte einer interkulturellen Unternehmenskultur?

Der Begriff Unternehmenskultur allein ist bereits ein sperriges Konstrukt. Sie ist ein nicht greifbares System der gemeinsam Werte und Normen innerhalb eines Unternehmens. Unternehmenskultur wird erfahrbar in der Art, wie Entscheidungen getroffen werden, wie Führungskräfte ihre Teams leiten, aber insbesondere auch wie die Belegschaft miteinander umgeht. Sichtbare Zeichen – auch „Artefakte“ genannt – sind neben dem Logo der Claim sowie die Vision und Mission einer Organisation, die zeigen, mit welchem Selbstverständnis sie sich sieht.

Der Trend zur Internationalisierung und die Entwicklung hin zu einer multikulturellen Gesellschaft, bieten Chancen aus Vielfalt („Diversity“) einen Vorteil zu ziehen. Unter dem Dach der Vielfältigkeit werden alle Individuen hinsichtlich ihrer Unterschiedlichkeit in Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion, Behinderung sowie sexueller Orientierung und damit ihrer Kultur zusammengeführt. Die eigene Kultur prägt in großem Maße auch die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren und mit der zunehmenden Vielfältigkeit umgehen.

Welche Chancen und Herausforderungen gibt es?

Vielfalt bringt Vorteile, wenn sie richtig gelebt wird. Nutzt man aktiv die Möglichkeiten interkultureller Zusammenarbeit, lassen sich unter anderem folgende, positive Effekte charakterisieren:

  • Die Mitarbeiterbindung vertieft sich. Mit bewusster interkultureller Kommunikation basierend auf einer entsprechenden Unternehmenskultur ist es einfacher, Fachkräfte zu finden, diese nachhaltig in die Belegschaft zu integrieren und an das Unternehmen zu binden.
  • Die Mitarbeitermotivation und -leistungsfähigkeit steigt. Fühlen sich Beschäftigte im Teamgefüge wohl und können sich frei entfalten, erbringen sie bessere Leistungen aus ihrer Eigenmotivation heraus.
  • Die Kundenorientierung verbessert sich. Können Mitarbeiter untereinander ein besseres Verständnis füreinander aufbringen und kommunizieren, wirkt sich dieses auch positiv auf die Kommunikation mit Kunden aus.

Treffen Menschen aus verschiedenen Kulturen aufeinander oder sind einfach gänzlich unterschiedlich, birgt dies natürlich auch Konfliktpotenzial und bringt Herausforderungen mit sich. Diese zu lösen und oben genannte Aspekte umzusetzen ist Aufgabe eines „Diversity Managements“, das die Inklusion zum Ziel hat. Dabei kommt der Ausgestaltung eines solchen Managementkonzeptes besondere Bedeutung zu, denn der falsche Umgang mit Diversität bewirkt möglicherweise auch negative Effekte.

Welche Kompetenzen sind gefragt?

Grundsätzlich sollte man sich seiner eigenen Kultur bewusst sein und kulturelle Unterschiede erkennen. Wichtig ist selbstverständlich auch die Aneignung und angemessene Anwendung von kulturellem Wissen (bspw. Loslösung von Stereotypen). So ergeben sich verschiedene Stile für interkulturelle Kommunikation.

Gelöst von dem Begriff „Kultur“ bedeutet dies nicht weniger, als den richtigen Umgang mit seinem Gegenüber zu finden. Besonders im Zusammenhang mit Führungskompetenzen stellt dies aufgrund oben genannter Punkte eine wichtige Grundlage dar.

Wie divers sind unsere Arbeitsplätze?

Diversität ist eine Chance, verschiedene Potenziale von Mitarbeitern zu nutzen. Die Vielfältigkeit in Unternehmen prägt sich jedoch unterschiedlich stark aus.

Laut zusammengefassten Studien von Officevibe sind 95% der CEOs aller Unternehmen hellhäutige Männer und beispielsweise in der IT- und Mathematikbranche sind weniger als 15% dunkelhäutig oder hispanisch. 46% aller LGBTQ+ Angestellten bekennen sich bei der Arbeit nicht zu Ihrer Sexualität und 80% aller Menschen mit Behinderungen haben keine Arbeit.

Generell gaben laut einer Randstad-Umfrage 2018 nur knapp über die Hälfte aller Arbeitnehmer in Deutschland an, dass Vielfalt in ihren Unternehmen wichtig ist und Arbeitgeber Wert auf Interkulturalität legen.

Unser Fazit:

Interkulturelle Kompetenzen sind nicht nur eine Chance, die genutzt werden kann, sondern essenzielle Grundlage für den Unternehmenserfolg in einem internationalisierten Umfeld. Interkulturelle Kommunikation wird damit zur Schlüsselqualifikation für einen funktionierenden Umgang mit Vielfalt.