Bewerbende vergraulen für Fortgeschrittene

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Laut einer Studie des Unternehmens Softgarden zeigen sich viele Unternehmen umständlich, langsam und unsympathisch, wenn es um ihren Umgang mit Bewerbenden geht. 58 Prozent der 6.500 Teilnehmenden des Bewerbungsreports haben deshalb schon einmal ein Bewerbungsverfahren abgebrochen.

Und noch schlimmer: Fast drei Viertel teilen laut der Studie Talent Relationship Marketing 2018 diese Erfahrungen auf Arbeitgeberportalen wie kununu und erzeugen ein schlechtes Image für das Unternehmen.

Wo und wie erzeugen Arbeitgeber Erfahrungen für Bewerbende?

Betrachten wir dazu vereinfacht die Etappen und Schritte im Bewerbungsprozess aus Sicht von Bewerbenden.

  1. Zunächst kommt es zu einem Erstkontakt mit dem Unternehmen. Dieser kann aktiv z. B. über den Besuch einer Jobmesse oder den Besuch der Karrierewebseite geschehen (Passiv aus Sicht der Bewerbenden wäre z. B. die Ansprache über Xing durch Mitarbeiter*innen des Personalbereichs des Unternehmens).
  2. Erscheint das Unternehmen Bewerbenden auf den „ersten Blick“ attraktiv genug für eine Bewerbung, tragen diese mehr Informationen über das Unternehmen zusammen. Dies erfolgt durch digitale (Karrierewebseite, Arbeitgeberbewertungsportale, Social Media) und analoge Medien (z. B. Flyer) oder durch direkte Kontaktaufnahme zu Ansprechpartner*innen im Unternehmen.
  3. Ist das Interesse bei den Bewerbenden weiterhin groß genug, erfolgt die Bewerbung, in den meisten Fällen mittlerweile digital via E-Mail oder über Online-Bewerbungsformulare.
  4. Nun ist das Unternehmen am Zug. Rückmeldung zum Bewerbungseingang, weitere Informationen zu den nächsten Schritten im Bewerbungsprozess und Einladung zum Gespräch gehören in dieser Phase zu den Aktionen.
  5. Das Bewerbungsgespräch selbst ist die intensivste Möglichkeit für Bewerbende, Informationen über das Unternehmen zu sammeln und Erfahrungen vor Ort zu machen.
  6. Letzte Schritte im Bewerbungsprozess sind die Rückmeldungen beiderseits zur Entscheidung über die zukünftige Zusammenarbeit.

Was können Sie als Unternehmen tun, um Bewerbende möglichst gut im Bewerbungsprozess abzuschrecken?

  1. Gestalten Sie das Bewerbungsverfahren möglichst kompliziert und intransparent!
    • z. B. extrem umfangreiche Online-Bewerbungsformulare mit der Angabe von nicht notwenigen Datenz. B. schwierig auszufüllende Online-Bewerbungsformulare
    • z. B. Anlegen eines speziellen Bewerber-Accounts
  2. Geben Sie Bewerbenden keine Chance direkten Kontakt mit Ansprechpartner*innen im Unternehmen aufzunehmen oder erschweren Sie diesen zumindest!
    • z. B. Vermittlung von anrufenden Bewerbenden über mehrere Stationen
  3. Ansprechpartner*innen aus dem Unternehmen, die mit Bewerbenden in Kontakt kommen, sollten möglich unsympathisch auftreten.
  4. Gestalten Sie Ihre Karrierewebseite auf keinen Fall bezogen auf einzelne Zielgruppen und mit authentischen Informationen. Dies erhöht die Chance, dass Interessenten den Bewerbungsprozess abbrechen enorm.
  5. Geben Sie keine oder eine sehr verspätete Rückmeldung auf eingehende Bewerbungen. Dehnen Sie den Zeitraum zwischen eingehender Bewerbung und Interview möglichst auf mehrere Monate aus.
  6. Lassen Sie Bewerbende am Termin des Interviews warten und beginnen Sie mit dem Interview später.
  7. Zeigen Sie keine Empathie im Interview und behandeln Sie Bewerbende von „oben herab“.

Mein Resümee

Viele der o. g. Maßnahmen, die Bewerbungsabbrüche befördern, können Sie durch relativ einfache Maßnahmen aus dem Weg räumen. UND das Schöne daran ist, Sie erhalten mehr Bewerbungen bei gleichem Aufwand und Sie verhindern den Aufbau eines Negativimages in Social Media und auf Arbeitgeberbewertungsportalen.