Wann ist was „Gute Arbeit“?

Bildnachweis: © Butch – Fotolia

Oliver Lilie und ich beschäftigen uns regelmäßig mit dem Thema „Gute Arbeit“, diesem Blog sei Dank!

Nein wirklich. Ich bin für diese Möglichkeit, mich mit dem Thema immer wieder auseinanderzusetzen wirklich dankbar. Vor ein paar Tagen sendete er mir den Link zur Kurzfassung der Studie „Was ist gute Arbeit? – Das erwarten Erwerbstätige von ihrem Arbeitsplatz“ erstellt in den Jahren 2004 und 2006 im Auftrag der Initiative Neue Qualität der Arbeit kurz INQA.

Über 7.400 Personen wurden damals angeschrieben und gut 5.300 haben die ca. 300 Fragen zu „Guter Arbeit“ beantwortet. Grundlage der Befragung war der damalige Stand der Belastungs-, Beanspruchungs- und Stressforschung, um die Frage beantworten zu können: „Was schädigt oder fördert das Wohlbefinden der arbeitenden Person?“ Zu fünf Themenbereichen, die sich daraus ergaben, konnten die Befragten ihre Einschätzungen abgeben.

Grundsätzlich stellten die Forscherinnen und Forscher fest, sind viele Faktoren dafür ausschlaggebend, dass Erwerbstätige ihre Arbeit als „Gute Arbeit“ einschätzen.

Existenzsicherung hat oberste Priorität

Klarer Sieger war jedoch das Thema „Existenzsicherung“ konkret ein festes verlässliches Einkommen (1), die Sicherheit des Arbeitsplatzes (2) sowie ein unbefristetes Arbeitsverhältnis (5) stuften die Befragten als besonders wichtige Kriterien für „Gute Arbeit“ ein.

Ich habe mich gefragt, in wieweit die damalige wirtschaftliche Situation 2004 bzw. 2006 mit zu dieser Einschätzung geführt hat. Sie erinnern sich? Wir hatten damals eine Banken- und Wirtschaftskrise. Heute im Jahr 2019 ist diese Krise überwunden. Daher habe ich nach aktuelleren Zahlen gesucht und bin erneut bei der INQA fündig geworden. 2015 beantworteten 5.004 Beschäftigte Fragen zu Wunsch und Wirklichkeit von „Guter Arbeit“[1]. Betrachten wir die Top 4 der wichtigen Faktoren für ein gutes Arbeitsumfeld, dann ergeben sich durchaus Übereinstimmungen zu 2004:

  1. Sicherheit des Beschäftigungsverhältnisses
  2. Unbefristetes Arbeitsverhältnis
  3. Zusammenarbeit mit netten Leuten
  4. Guter Lohn bzw. gutes Gehalt aus der Tätigkeit

Ganz klar erkennbar ist hier weiterhin das Thema „Existenzsicherung“ der wesentliche Faktor. „Gute Arbeit“ muss also auskömmlich sein. Dabei kann es in der Diskussion um die Entgeltgestaltung für Fachkräfte nicht darum gehen, „auskömmlich“ mit dem Existenzminimum gleichzusetzen. Dass dies immer noch ein Thema in der heutigen Debatte um den Fachkräftemangel ist, verwundert mich wirklich sehr. Wirklich schade!


[1] Quelle: INQA (Hrsg.), Monitor Gewünschte und erlebte Arbeitsqualität – Die Arbeitssituation in deutschen Unternehmen aus Sicht der Beschäftigten, Berlin (2015)