Gute Arbeit in der Pflege: Wie soll das denn gehen?

Dass in den Berufen der Gesundheits- und Krankenpflege überwiegend Frauen tätig sind, dürfte hinlänglich bekannt sein. Derzeit sind dies in Sachsen-Anhalt 15.914 Frauen (88,8%) gegenüber 2.010 Männern (11,2%). Auch dass ein großer Teil aller Beschäftigten in Teilzeit arbeitet, wurde immer wieder diskutiert. In Sachsen-Anhalt sind dies 43,4%.

Offensichtlich sind die Rahmenbedingungen für eine berufliche Zukunft in der Pflege so unattraktiv, dass im Moment in unserem Bundesland einer arbeitssuchenden Pflegefachkraft zwei offene Stellenangebote gegenüber stehen (bezogen auf alle Berufe hier in der Region ist die Relation rund vier Suchende zu einer Stelle). Auch die regionalspezifische Vakanzzeit von durchschnittlich 119 Tagen, also die Zeit, in der in Sachsen-Anhalt eine ausgeschriebene Stelle unbesetzt ist, macht die Brisanz der Fachkräftegewinnung und -bindung in der Pflegebranche deutlich. Zwar liegt der Bundesdurchschnitt in der Pflege bei 158 Tagen, aber ausruhen kann man sich auf diesen Zahlen trotzdem nicht.

Was einen wirklich schwindelig werden lässt, ist der Blick in die Zukunft. Denn in den kommenden 10 Jahren werden rund 3.500 Fachkräfte der Gesundheits- und Krankenpflege in Sachsen-Anhalt ihren wohlverdienten Ruhestand antreten. Diese gilt es zu ersetzen und nicht nur das, die Herausforderung für die Pflegeunternehmen besteht auch darin, dem Aufwuchs an pflegebedürftigen, älteren Menschen mit ausgebildetem Fachpersonal zu begegnen, also bereits jetzt mehr Pflegefachkräfte für die Zukunft auszubilden als aktuell benötigt werden[1].

Es stellt sich daher die Frage: „Wie soll das denn gehen?“

Die Antwort, die Expertinnen und Experten im Arbeitskreis Sozialwirtschaft formulierten, ist einfach: Bedingungen für gute Arbeit schaffen! Für sie sind vier Einflussfaktoren entscheidend dafür, ob Pflegefachkräfte mit ihrem Arbeitgeber und ihrer Aufgabe zufrieden sind. Dies sind

  • anspruchsvolle Entwicklungs-, Einfluss- und Lernmöglichkeiten,
  • gute soziale Beziehungen,
  • angemessene Anforderungsprofile sowie ein
  • Einkommen, das als gerecht im Verhältnis zur eigenen Leistung empfunden wird.

Die Gestaltung der Bedingungen für gute Arbeit in Pflege erfordert von den Pflegeunternehmen und ihren Personalverantwortlichen nicht nur Mut, sich den Veränderungsprozessen zu stellen, sondern auch Durchhaltevermögen, denn mit einer einmaligen Aktion ist es nicht getan. Sich permanent verändernde demografische und fachliche Herausforderungen machen es notwendig, dass die Bedingungen guter Arbeit in der Pflege immer wieder neu gestaltet werden müssen.[2]

Die Landesinitiative Fachkraft im Fokus hat ihre diesjährige Kooperationskonferenz unter den Titel „Gute Arbeit in der Pflege – Attraktive Arbeitsbedingungen und zukunftsorientierte Personal- und Organisationsentwicklung in Pflegeunternehmen Sachsen-Anhalts“ gestellt. Am 19. Juni 2019 werden Expertinnen und Experten, Intermediäre und das Team von Fachkraft im Fokus in fünf Workshops diskutieren, was es braucht, die Bedingungen für gute Arbeit in der Pflege zu gestalten. Zu Gast sein wird auch Andreas Westerfellhaus, der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pflege.


[1] Quelle für alle Zahlen: Bundesagentur für Arbeit: https://arbeitsmarktmonitor.arbeitsagentur.de/faktencheck/fachkraefte/charts/513/91547/2/?r=503%2C512&b= ; abgerufen am 6. Mai 2019, 15:15 Uhr

[2] Quelle: Broschüre Schlüsselfaktoren erfolgreicher Personalarbeit in der Langzeitpflege, Seite 3 https://www.pflegebevollmaechtigter.de/veranstaltungen-details/ist-in-der-pflege-die-berufsflucht-hausgemacht.html Download der Broschüre am 6. Mai 2019, 15:00 Uhr