Das Wertenetz© nachgefragt Teil 2:

Das Instrument im Praxistest in den eigene Reihen

Die Kolleginnen und Kollegen der FSIB aus dem Fachkraft-im-Fokus-Team unterstützen Unternehmen in Sachsen-Anhalt bei Fragen rund um die Fachkräftesicherung.

Ein Themenfeld ist „Sichtbarkeit als attraktiver Arbeitgeber“ und „Gute Arbeit“. Seit April 2018 steht dem Team hierzu auch das Instrument Wertenetz© zur Verfügung.

© Fachkraft im Fokus

Auch die FSIB selbst nutzt das Wertenetz© aktuell im eigenen Haus.

Grund genug für uns einmal bei der Geschäftsführerin der Förderservice GmbH Frau Dr. Uta Blümel und dem Projektleiter von Fachkraft im Fokus Lutz Rätz nachzufragen.

Blog „Gute Arbeit“: Frau Dr. Blümel Sie haben gerade eine Mitarbeiterbefragung in der Förderservice GmbH mit dem Instrument Wertenetz© durchgeführt. Was hat Sie überzeugt eine solche Maßnahme durchzuführen? Warum mit Wertenetz©?

Frau Dr. Blümel: Als Partner in der Landesinitiative Fachkraft im Fokus haben wir natürlich dienstlich etwas mit dem Thema „Arbeitgeberattraktivität“ und „Gute Arbeit“ zu tun. Allerdings sind wir als Unternehmen ja auch Arbeitgeber für 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auf einem Workshop aller Führungskräfte in diesem Jahr stellten wir uns die Frage: „Wie schätzen eigentlich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Attraktivität der FSIB als Arbeitgeber ein?“. Das wollten wir genauer wissen und die Nachbereitung des Workshops hatte eine intensive Recherche im Hinblick auf mögliche Befragungsinstrumente zur Folge. Wir haben uns dann für Wertenetz© aus drei Gründen entschieden:

  • Das Instrument ist nah am Menschen, weil jeder eigene Werte einschätzen kann.
  • Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben die Wichtigkeit unterschiedlicher Aspekte der Befragung vor. Die Wichtung wird nicht durch das Instrument vorgegeben.
  • Das Instrument umfasst mit seinen fünf Befragungskategorien[1] den kompletten Arbeitsalltag.

Blog „Gute Arbeit“: Wenn die Ergebnisse ausgewertet und zusammengefasst vorliegen, welche Erkenntnisse möchten Sie gewinnen? Was passiert mit den Ergebnissen?

Frau Dr. Blümel: Unser wichtigster Schatz sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir streben einen wertschätzenden Umgang miteinander an und als Geschäftsführerin wünsche ich mir, dass dies auch so wahrgenommen wird. Von der Befragung erhoffen wir uns Antworten auf Fragen „Wo stehen wir im Moment?“, „Wo gibt es Verbesserungspotenzial?“, „Wo schießen Maßnahmen, von denen wir geglaubt haben, sie seien sinnvoll, am Ziel vorbei?“.

Die Ergebnisse werden auf dem nächsten Führungskräfteworkshop Ende Januar 2019 diskutiert. Danach werden sie und die abgeleiteten Maßnahmen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter veröffentlicht.

Blog „Gute Arbeit“: Welche Erwartungen verbinden Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Befragung?

Frau Dr. Blümel: Aus dem was ich hier im Haus gespiegelt bekomme, habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ebenso wie das Führungsteam, erwarten, dass mit Hilfe von Wertenetz© Ansatzpunkte für Verbesserungen deutlich werden. An diesen Ansatzpunkten wollen wir arbeiten, um Abhilfe zu schaffen. Für unsere Beschäftigten ist es aber auch wichtig, weiterhin an den Prozess der Auswertung angeschlossen zu sein. Daher war von vornherein klar, dass wir die Ergebnisse und unsere Ableitungen daraus veröffentlichen werden, um für Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu sorgen.

Blog „Gute Arbeit“: Wie wurde die Befragung aufgenommen? Wie schätzen Sie die Beteiligung ein?

Frau Dr. Blümel: Die Kolleginnen und Kollegen haben positiv auf das Angebot reagiert. Ich denke, dass die Befragung anonym durchgeführt wird, hat auch noch einmal zum Vertrauensaufbau beigetragen. Die Beteiligungsquote lag bei 75%, was ich als gute Beteiligung im Hinblick auf vergleichbare Befragungen in anderen Unternehmen einschätze und was den Ergebnissen entsprechendes Gewicht verleiht. Derzeit liegt eine erste Auswertung vor, auf deren Basis bereits Maßnahmen abgeleitet wurden.

Blog „Gute Arbeit“: Herr Rätz in Abstimmung mit dem Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration entwickelt Fachkraft im Fokus ein Landessiegel für attraktive Arbeitgeber. Was ist das für ein Siegel genau und wofür wird es verliehen?

Herr Rätz: Grundsätzlich ist es so, dass alle Unternehmen, die mit unserer Begleitung eine Mitarbeiterbefragung machen und dabei Wertenetz© einsetzen, von Fachkraft im Fokus eine Teilnahmebescheinigung erhalten. Dort werden z. B. der Befragungszeitraum und die Beteiligungsquote bescheinigt.

Das Landessiegel wird, wie der Name schon sagt, vom Land Sachsen-Anhalt verliehen. Der vollständige Name lautet Landessiegel Sachsen-Anhalt „Das mitarbeiterorientierte Unternehmen – Hier fühle ich mich wohl“. Es zeichnet Unternehmen aus, deren Ergebnisse bei der Mitarbeiterbefragung besonders positiv ausgefallen sind und die „Gute Arbeit“ im eigenen Haus aktiv gestalten.

Blog „Gute Arbeit“: Was bedeutet das konkret? Welche Arbeitgeber aus Sachsen-Anhalt können sich um das Siegel bewerben? An wen sollten sie sich bei Interesse wenden?

Herr Rätz: Aktiv gestalten heißt insbesondere auch, dass Mindestlöhne gezahlt bzw. geltende tarifvertragliche Regelungen beachtet werden, dass die Leiharbeitsquote im jeweiligen Branchendurchschnitt liegt, aber auch dass die Arbeit von Mitarbeitervertretungen nicht behindert wird.

Eine Mitarbeiterbefragung mit Wertenetz© durchführen und einen Antrag stellen können alle Arbeitgeber aus Sachsen-Anhalt unabhängig davon zu welcher Branche sie zählen, wie viele Personen dort beschäftigt sind oder welche Rechtsform die Unternehmung hat.

Unsere Begleitung konzentriert sich jedoch vorwiegend auf Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten, weil diesen in vielen Fällen die personellen Ressourcen fehlen, um die Befragung selbstständig umzusetzen.

Ganz egal ob großes oder kleines Unternehmen, bei Interesse können sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber an die jeweilige Regionalberatungsstelle von Fachkraft im Fokus wenden. Wir helfen dann sehr gern weiter.

Blog „Gute Arbeit“: Fachkraft im Fokus hat ja den zentralen Auftrag, die Fachkräftesicherung im Land mit zu unterstützen. Was soll das Siegel dazu beitragen?

Herr Rätz: Wir wollen mit der Auszeichnung von Unternehmen aus Sachsen-Anhalt durch das Landessiegel sichtbar machen, dass es hierzulande gute und interessante Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gibt. Diese mögen vielleicht nicht die großen Namen haben, trotzdem sind wir davon überzeugt, dass wir so manchen attraktiven Arbeitgeber ins rechte Licht rücken werden.

Blog „Gute Arbeit“: Frau Dr. Blümel, Herr Rätz wir danken Ihnen für das Gespräch.


[1] Die Kategorien sind [A] Persönliche Entwicklung, [B] Verbindung von Arbeit und Privatleben, [C] Gestaltung von Arbeitsprozessen, [D] Kommunikation und Bewertung der Arbeit sowie [E] Mitarbeiter finden.