Flow im Berufsleben als Glückszustand und als Ausdruck Guter Arbeit

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von Gina Pick

Stellen Sie sich vor, Sie vertiefen sich so intensiv in eine Tätigkeit, dass Sie die Welt um sich herum völlig vergessen. Vielleicht haben Sie dieses Gefühl schon einmal beim Lesen eines spannenden Buches, beim Sport, Musizieren oder Zeichnen erlebt. Dieses Gefühl völliger Konzentration lässt sich auch auf die Arbeitswelt übertragen und wird als „Flow“ beschrieben. Ein Konzept, das in vielen Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Doch was genau bedeutet „Flow“ überhaupt? Was sind förderliche und hinderliche Faktoren für das Erleben des Flows? Und welche Maßnahmen können Führungskräfte ergreifen, um ihre Mitarbeiter:innen in diesen Zustand zu versetzen?

Was ist Flow?

Der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi, der das Flow-Konzept begründete, beschreibt Flow als vollständiges Aufgehen in einer Tätigkeit, bei der man Zeit und Umwelt ausblendet. Es handelt sich um einen Zustand völliger Vertiefung und Konzentration, der nicht als belastend, sondern als erfüllend erlebt wird. Laut Csikszentmihalyi lässt sich Flow erlernen und trainieren – dabei müssen sowohl die seelischen und geistigen Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen berücksichtigt werden als auch Offenheit und Bereitschaft gegeben sein, sich darauf einzulassen.

Flow fördert eine intrinsisch motivierte Arbeitsweise und trägt somit zu einem positiven und produktiven Arbeitsumfeld bei.

Förderliche Faktoren für einen Flow

Um in den Flow zu kommen, müssen vorab einige Rahmenbedingungen erfüllt sein. Mitarbeiter:innen benötigen ein Arbeitsumfeld, das Konzentration ermöglicht und wenig störend oder ablenkend wirkt. Zunächst müssen Arbeitsaufträge klar organisiert und kommuniziert werden. Die Aufgaben sollten dabei weder zu schwer noch zu einfach sein, da beides demotivierend wirken kann. Die Anforderungen sollten dem Potenzial der Mitarbeiter:innen entsprechen.

Ziel ist es, die Selbstwirksamkeit zu stärken: Mitarbeiter:innen sollen sich mit ihrer Tätigkeit identifizieren können und den Sinn ihrer Aufgabe verstehen.

Was behindert den Flow?

Wie bereits beschrieben, verhindern häufige Unterbrechungen und Ablenkungen den Arbeits-Flow. Dazu gehören bspw. ständige Ad-hoc-Aufträge, eine Flut von E-Mails und permanente Nachfragen durch Kolleg:innen und Führungskräfte. Ein stressiges Arbeitsumfeld, geprägt von dauerhaftem Zeitdruck, kann den Flow ebenfalls beeinträchtigen. Auch ein angsterfülltes Arbeitsumfeld, in dem sich Mitarbeiter:innen vor Fehlern sorgen, mindert die Fähigkeit, in den Flow zu kommen erheblich.

Was können Unternehmen und Führungskräfte tun, um Mitarbeiter:innen in den Flow zu versetzen?

Führungskräfte müssen die Bedingungen kennen, unter denen ihre Mitarbeiter:innen am besten arbeiten. Dazu gehört ein Austausch mit den Mitarbeiter:innen, um herauszufinden, wann sie ungestört (ohne zusätzliche Aufträge, Nachfragen oder Gespräche) arbeiten möchten. Um den ungestörten Arbeits-Flow zu ermöglichen, sind sorgfältige interne Planungen notwendig. Hierfür können bspw. Tools genutzt werden, in denen Mitarbeiter:innen angeben können, wann sie nicht gestört werden wollen (z. B. Fokus-Zeit in MS Outlook).

Ein sicheres und unterstützendes Arbeitsklima ist ebenfalls wichtig, um Effektivität zu steigern. Ein angstfreies Arbeitsklima hilft, den Druck zu mindern und die Sorge vor Fehlern zu reduzieren. Ein weiteres Merkmal des Konzeptes sind schnelle Feedbacks zum jeweiligen Fortschritt der Arbeit ohne den Flow selbst zu unterbrechen. Dadurch wird die Arbeitsmotivation zusätzlich gestärkt und Mitarbeiter:innen können noch zielgerichteter in den nächsten Flow starten.

Insgesamt trägt das Konzept dazu bei, die Bindung und Selbstwirksamkeit der Mitarbeiter:innen zu stärken, die Arbeitsproduktivität zu erhöhen und die interne Kommunikation zu verbessern.