Arbeitszeit als wichtiger Gestaltungsfaktor für „Gute Arbeit“

Bildnachweis: magele-picture – stock.adobe.com

von Anastasia Werner

„Herkömmliche“ Arbeitszeitmodelle entsprechen häufig nicht den heutigen Anforderungen an Flexibilität und Effizienz. Durch kreative und innovative Arbeitszeitkonzepte kann einerseits das Betriebsergebnis verbessert und andererseits die Balance zwischen Beruf und Privatleben optimiert werden.

Welche guten Gründe sprechen für flexible Arbeitszeitmodelle?

  • Innovative Arbeitszeitmodelle ermöglichen es den Mitarbeiter:innen, ihre Arbeitszeit an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen: Dies gilt für eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, persönlicher Interessen oder andere Verpflichtungen außerhalb der Arbeitstätigkeit.
  • Flexible Arbeitszeiten geben Unternehmen die Möglichkeit, sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen und auf spezifische Arbeitslasten oder saisonale Schwankungen flexibel zu reagieren, ohne die Produktivität zu beeinträchtigen.
  • Flexible Arbeitszeitmodelle fördern die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Mitarbeiter:innen.  Diese haben mehr Freiräume, ihre Arbeitszeit und Arbeitsweise selbst zu organisieren. Dies kann zu einer höheren Mitarbeiterbindung und -leistung führen.
  • Insgesamt leisten flexible Arbeitszeitmodelle einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung der Arbeitswelt.

Welche Nachteile von flexiblen Arbeitszeitmodellen gibt es?

  • Kommunikationsprobleme: Flexible Arbeitszeiten können die Zusammenarbeit im Team erschweren, da die Verfügbarkeit der Beschäftigten je nach Arbeitszeitmodell abweicht.
  • Schwierige Planung: Die Planung von Meetings und Projekten wird erschwert, da nicht alle Mitarbeiter:innen zur gleichen Zeit verfügbar sind.
  • Gefahr der Überlastung: Mitarbeiter:innen können Schwierigkeiten haben, klare Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit zu ziehen. Dies kann in extremen Fällen zu Überlastung und zu Burnout führen.

Verschiedene Arbeitszeitmodelle im Überblick

Teilzeit- oder Jobsharing-Modell

Im Rahmen von Teilzeitmodellen arbeiten Mitarbeiter:innen weniger als die übliche Vollzeit und haben oft festgelegte Arbeitstage oder -zeiten. Jobsharing geht einen Schritt weiter, indem sich zwei oder mehr Mitarbeiter:innnen eine Vollzeitstelle teilen. Dabei werden die Aufgaben und Arbeitszeiten zwischen diesen Beschäftigten aufgeteilt.

Funktionszeit-Modell

In diesem Arbeitszeitmodell haben Mitarbeitende keine festgelegten Anwesenheitszeiten, sondern die Freiheit, ihre Arbeitszeit nach eigenem Ermessen zu gestalten. Anstelle von konventionellen Anwesenheitszeiten gibt es definierte Funktionszeiträume, in denen bestimmte Arbeitsbereiche aktiv sein müssen. Die Aufteilung dieser Zeiträume obliegt dem Team selbst, wobei das Arbeitsergebnis entscheidend ist. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Modells erfordert eine harmonische Teamarbeit und gute Kommunikation. Praktisch wird das Funktionszeitmodell häufig mit Gleitzeit kombiniert, um Flexibilität und Effizienz zu optimieren.

Jahresarbeitszeit

Eine innovative Form der Arbeitszeitgestaltung bietet das Jahresarbeitszeit-Modell. Dabei wird zu Beginn des Jahres eine feste Arbeitszeit vereinbart, die im Laufe des Jahres geleistet werden muss. Das Unternehmen kann flexibel die wöchentliche und monatliche Arbeitszeit festlegen, um der hohen saisonalen Auslastung entgegenzuwirken oder geringe Arbeitsauslastung zu vermeiden. Trotz schwankender Arbeitsleistung wird das Gehalt konstant in gleicher Höhe ausbezahlt.

Sabbatical und Langzeiturlaub

Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, längere Auszeiten zu nehmen (z. B. für Sabbaticals oder unbezahlten Urlaub). Dies ermöglicht es den Beschäftigten, sich zu erholen, neue Fähigkeiten zu erlernen oder persönliche Ziele zu verfolgen, ohne ihren Job zu verlieren.

Kernarbeitszeit und Gleitzeit

Bei diesem Modell haben Mitarbeitende eine gewisse Kernarbeitszeit, innerhalb derer sie anwesend sein müssen (z. B. von 10:00 bis 16:00 Uhr). Sie können den Beginn und das Ende ihrer Arbeitszeit flexibel gestalten. Die Gesamtarbeitszeit wird erfasst, sodass Beschäftigte ihre Wochenarbeitsstunden innerhalb bestimmter Grenzen selbst festlegen können.

Vertrauensarbeitszeit

Hier wird die Arbeitszeit nicht strikt erfasst. Beschäftigte können ihre Arbeitszeit weitgehend selbstständig einteilen und haben die Freiheit, ihre Arbeitstätigkeit entsprechend den Anforderungen ihres Aufgabenpensums zu gestalten. Das Vertrauen liegt in der eigenverantwortlichen Arbeitsweise der Beschäftigten.

Auf den Seiten von HR-Praxis aus der Schweiz gibt es interessante Anregungen zur punktuellen Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Dazu zählen z. B.:

  • Bis zum 10 Lebensjahr des Kindes können Mütter oder Väter täglich eine Stunde früher nach Hause gehen.
  • Treuepunkte für Betriebszugehörigkeit, die auf Freizeit oder Lebensarbeitszeit angerechnet werden können.
  • Arbeitszeitwahl a´ la carte bei Vorhandensein einer bestimmten Beschäftigungsdauer.
  • Wochenendverlängerungen als Anerkennung für besondere Leistungen.

Wichtig ist, dass Sie die Gestaltung auf Ihren Bedarf anpassen und natürlich gesetzliche Regelungen im Auge behalten.