Die Entwicklung gezielter beruflicher Weiterbildung in hoher Qualität ist einer der zentralen Ansatzpunkte zur Bewältigung des Fachkräftemangels in Sachsen-Anhalt. Um die damit einhergehenden Herausforderungen zu diskutieren, trafen sich Vertreter:innen der Kammern, der Bundesagentur für Arbeit und den Arbeitsagenturen Sachsen-Anhalts, der Wirtschaftsförderungen und von Fachverbänden sowie insbesondere Weiterbildungsverantwortliche der Hochschulen und der Bildungsanbietern zur 1. Weiterbildungskonferenz der Landesinitiative Fachkraft im Fokus. Arbeitsgrundlage waren die Ergebnisse des Experten:innenworkshops am 17. Januar 2023 im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Gemeinsam entwickelten sie Lösungsansätze, um zukünftig mehr „Gute Weiterbildung“ aus Sachsen-Anhalt für „Sachsen-Anhalt“ umzusetzen.
Bereits in ihrem Grußwort machte Dr. Kristin Körner (Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt) deutlich, dass der Anteil der Bildungswertschöpfung von Bildungsanbietern aus Sachsen-Anhalt für Fachkräfte und Unternehmen in Sachsen-Anhalt bisher noch nicht ausreichend hoch ist. Als einen wesentlichen Ansatzpunkt für eine bessere Weiterbildungsbeteiligung nannte sie eine Erhöhung der Transparenz des Weiterbildungsmarktes.
Der Keynotespeaker Dr. Peter Brandt vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) arbeite in seinem Vortrag „Berufliche Weiterbildung – fit für Transformationen? Perspektiven der Wissenschaft“ die beiden Aspekte regionale Vernetzung unter Einbeziehung der Weiterbildungsakteure und eine Verbreiterung des Weiterbildungsangebots als Ansatzpunkte zu eine verbesserten beruflichen Weiterbildung heraus.
Realitätscheck für die berufliche Weiterbildung in Sachsen-Anhalt
Insgesamt vier Impulsgespräche lieferten den Einstieg für intensive Diskussionen am Nachmittag in vier moderierten Arbeitsgruppen.
Erwartungen von Erwerbstätigen und aktuelle Trendentwicklung
Im ersten Impuls stellten Marie Brämer und Martin Wohlgemuth (beide Landesinitiative Fachkraft im Fokus) die Ergebnisse von aktuell durchgeführten Umfragen und Analysen vor. Die noch laufende Umfrage “Gute Weiterbildung für Erwerbstätige in Sachsen-Anhalt“ ergab bisher u. a. folgende Ergebnisse:
- 59,3 Prozent der Befragten gaben an, dass es nicht genug auf ihren Bedarf ausgerichtete Weiterbildungsangebote in Sachsen-Anhalt gibt.
- 67 Prozent der Befragten gaben an, dass es nicht leicht ist, sich einen Überblick über den Weiterbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt zu verschaffen.
Martin Wohlgemuth machte noch einmal die Notwendigkeit der Untersuchung von globalen Trends wie z. B. die digitale Transformation im Hinblick auf die konkreten Auswirkungen auf sowohl Weiterbildungsanbieter als auch -nachfrager deutlich. Es müsse bei aller notwendigen Veränderungsbereitschaft die Frage erlaubt sein: „Wie relevant ist dieser Trend für unser Unternehmen?“
Herausforderungen für Anbieter beruflicher Weiterbildung
Torsten Breitschuh (future Training & Consulting GmbH) und Stephan Schmidt (Teutloff Bildungszentrum Wenigerode gemeinnützige Schulgesellschaft mbH) gingen im Gespräch mit Moderatorin Maike Jacobsen auf aktuelle Herausforderungen für Weiterbildungsanbieter ein. Zu diesen gehören stark rückläufige Zahlen in der Weiterbildung in den vergangenen zwei Jahren sowie Probleme bei der Bewältigung von Transformationsprozessen der betrieblichen Weiterbildung. Als Lösungsansätze nannten sie insbesondere eine verstärkte Netzwerkarbeit, ein auf „mehreren Standbeinen“ fußendes Bildungsangebot sowie ein aktives Marketing für die eigenen Bildungsprodukte.
Weiterbildungsagentur Sachsen-Anhalt als regionale Unterstützungsstruktur
Katharina Hintz (Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Ost), Lutz Rätz (Landesinitiative Fachkraft im Fokus) und Michael Ney (Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt) resümierten im Gespräch mit der Moderatorin die Entwicklung der letzten 18 Monate der Weiterbildungsagentur Ost. Ihr Fazit:
- Die Zusammenarbeit innerhalb der Weiterbildungsagentur hat sich sehr positiv entwickelt.
- Im Rahmen der bisherigen Kontakte stößt das Angebot auf reges Interesse.
- Das Netzwerk der Weiterbildungsagentur Ost muss weiter ausgebaut werden, damit das
Erfolgsfaktor Kooperation für gute berufliche Weiterbildung
Den vierten Impuls lieferte Anna Neumann (RKW Sachsen-Anhalt GmbH) vom Weiterbildungsverbund Automotive Sachsen-Anhalt (WASA). Sie stellte im Gespräch den Aufbau von WASA, die Ziele, den Nutzen eines Weiterbildungsverbundes sowie die Befürchtungen der beteiligten Unternehmen und Weiterbildungsanbieter vor. Als Vorteile für die Beteiligten nannte sie die Deckung eines großen Weiterbildungsbedarfs durch die beteiligten Anbieter sowie die Reduktion von Kosten auf Seiten der Verbundmitglieder.
Quo vadis „berufliche Bildung“ in Sachsen-Anhalt
Unter dem Fokus „Strategische Ausrichtung „Guter beruflicher Weiterbildung“ in Sachsen-Anhalt“ sprach Maike Jacobsen mit Susi Möbbeck (Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Sachsen-Anhalt) und Markus Behrens (Bundesagentur für Arbeit – Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen). Als Lösungsstrategien für mehr Transparenz des Weiterbildungsmarktes nannte die Staatssekretärin:
- Etablierung der vier regionalen Weiterbildungsagenturen
- bessere und überregionale Sichtbarkeit der Weiterbildungslandschaft in Sachsen-Anhalt
- erfolgreiche Vernetzung von Anbieter:innen und Nachfragenden
- Initiierung von Weiterbildungsverbünden
Markus Behrens hob den bisher erreichten Status der Weiterbildungsagenturen in Sachsen-Anhalt als besonders positiv hervor. Andere Bundesländern haben bereits angefragt, um von den Ergebnissen aus Sachsen-Anhalt zu lernen. Als Chance hob er die zukünftig intensivere Zusammenarbeit von Weiterbildungsanbietern hervor. Hier sind der Auf- und Ausbau von Weiterbildungsverbünden ein wichtiger Ansatz. Er hob betonte, dass die Zusammenarbeit individuell ausgestaltet werden sollte und die Digitalisierung noch viel Potenzial bietet.
Als vier zentrale Aufgaben und Ziele formulierte Susi Möbbeck für die Weiterbildungsagenturen und die Landesinitiative Fachkraft im Fokus:
- Steigerung der Transparenz des Weiterbildungsmarktes für Unternehmen und Fachkräfte
- Entwicklung und Etablierung von mehr Angeboten vor Ort nach dem Prinzip „aus Sachsen-Anhalt für Sachsen-Anhalt
- Erhöhung der Qualität der regionalen Weiterbildungsangebote
- Einleitung eines Paradigmenwechsel bei Unternehmen und Fachkräften zum Thema Weiterbildung
Die vier Arbeitsgruppen am Nachmittag lieferten interessante und vielfältige Ergebnisse, die wir hier im Blog in weiteren Artikeln aufgreifen möchten. Die Themen der Arbeitsgruppen waren:
- Strategische Weiterbildungsbedarfsermittlung in Unternehmen
- Personal- und Organisationsentwicklung von Weiterbildungsanbietern
- Weiterentwicklung des Netzwerks der Weiterbildungsagenturen
- Weiterentwicklung des Netzwerks der Weiterbildungsagenturen
Am Ende der Veranstaltung gab Lutz Rätz einen Ausblick auf den Folgeprozess. Unter anderem werden die Ergebnisse der Weiterbildungskonferenz in vier regionale Weiterbildungsforen einfließen.
Wer an einer Teilnahme interessiert ist, kann sich an die Kolleg:innen der Regionalberatungsstellen oder an Maike Jacobsen in der Qualitätsentwicklungsstelle der Landesinitiative Fachkraft im Fokus wenden.
Informationen zu den Weiterbildungsagenturen finden Sie hier.