In den vielfältigen Aktivitäten der Landesinitiative Fachkraft im Fokus ist das Thema „Gute Weiterbildung“ regelmäßig ein wesentlicher Schwerpunkt . Damit berufliche Weiterbildung in Sachsen-Anhalt den zukünfigen Anforderungen von Unternehmen und Beschäftigten gerecht wird, hat die Landesinitiative diesbezüglich ihr Unterstützungsangebot ausgebaut. Dazu zählen die Implentierung der Weiterbildungsagenturen sowie die Zusammenführung von Akteuren beruflicher Weiterbildung in Sachsen-Anhalt. Ein besonders interessanter Ansatz zur Ausgestaltung von beruflicher Weiterbildung ist die Kooperation von Partner:innen in Weiterbildungsverbünden. Oliver Lilie vom Blog „Gute Arbeit“ hatte vor diesem Hintergrund die Möglichkeit, mit Anna Neumann vom Weiterbildungsverbund „WASA“ zu sprechen.
Anna Neumann (RKW Sachsen-Anhalt GmbH) ist Projektleiterin des vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Weiterbildungsverbundes WASA.
Blog „Gute Arbeit“: Wofür steht die Abkürzung WASA und wer sind die mitwirkenden
Partner?
Anna Neumann: WASA steht für den Weiterbildungsverbund Automotive Sachsen-Anhalt, der im Rahmen des Bundesprogramms „Aufbau von Weiterbildungsverbünden“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird.
Der Verbund besteht aus drei Unternehmen und drei Bildungsträgern aus den Schwerpunktregionen Magdeburg, Harz und Dessau-Roßlau.
Zu den Unternehmen zählen zwei kleine und mittlere Unternehmen, WERSOMA-Werkzeug und Sondereinrichtungsbau GmbH und ZOM Oberflächenbearbeitung GmbH, und ein Großunternehmen, thyssenkrupp Presta Schönebeck GmbH. Die Bildungsträger sind das Regionale Kompetenzzentrum (RKZ) Sachsen-Anhalt Mitte vom Europäischen Bildungswerk EBG (Magdeburg), GfM GmbH & Co. KG (Dessau-Roßlau) und Teutloff Bildungszentrum Wernigerode (Harz).
Blog „Gute Arbeit“: Was war die Initialzündung und der Anlass, sich um eine Förderung zu bewerben?
Anna Neumann: Unsere Beratung in den Unternehmen machte die Bedarfe an Weiterbildungen in den Unternehmen sichtbar. Seit vielen Jahren arbeitet das RKW mit Unternehmen in Projekten rund um Qualifizierung, also Aus- und Weiterbildung. Mit WASA haben wir einen Anknüpfungspunkt an die langjährige Tradition des Projekts Jobstarter Plus in diesem Bereich und an das vorangegangene Pilotprojekt zu neuen Kooperationsformen von Unternehmen (Arbeitgeberkooperation) zur Fachkräftesicherung. Der Fokus lag dabei stets auf der größtmöglichen Abstimmung zwischen sämtlichen Marktpartnern und die Bündelung der Kräfte zur Sicherung von Wirtschaft und Beschäftigung.
Blog „Gute Arbeit“: Welche konkreten Ziele verfolgt WASA für die beteiligten Unternehmen?
Anna Neumann: Das große Ziel des Verbundes ist es, die Unternehmen bei der Transformation in der Automobilbranche zu begleiten. Das bedeutet zum einen Arbeitsplätze, durch die im Verbund konzipierten, individuellen Weiterbildungen zu sichern und zum anderen die Unternehmen dabei zu unterstützen, weiterhin zu bestehen. In Bezug auf die Weiterbildungsmaßnahmen soll dabei ressourceneffizient, d. h. über Betriebsgrenzen hinaus, gearbeitet werden, sodass die Teilnahme von KMU und ihren Beschäftigten erhöht werden kann. Darüber hinaus bietet der Verbund als regionale Koordinierungsstelle die Begleitung und Unterstützung bei der systematischen Erfassung der Entwicklungspotentiale der Beschäftigten.
Blog „Gute Arbeit“: Was sind aus Ihrer Sicht Erfolgsfaktoren und was sind Stolpersteine bei dem Aufbau und der Umsetzung eines Weiterbildungsverbundes?
Anna Neumann: Insbesondere die Vielfalt der Partner ist ein signifikanter Erfolgsfaktor. Hieraus ergibt sich ein hohes Know-How in vielen unterschiedlichen Bereichen, das sowohl für den Aufbau als auch für die Umsetzung eines Verbundes von hoher Relevanz ist. Es kann demnach auf eine tiefgehende Vorarbeit sowie erprobte Guidelines aus der Praxis zurückgegriffen werden. Auch bestehende Netzwerkstrukturen unterstützen die Etablierung eines Verbundes und bieten die Möglichkeit auf bereits vorhandene Synergien aufzubauen. Eine hohe thematische Relevanz garantiert das Interesse der breiten Öffentlichkeit und stellt somit ebenfalls einen wichtigen Erfolgsfaktor dar.
Zeitgleich kann die Notwendigkeit zur Sensibilisierung hinsichtlich der Thematik das Voransschreiten im Aufbau hemmen. Hinzu kommen die oftmals geringen zeitlichen Kapazitäten der Beteiligten aufgrund der Einbindung in den Alltagsbetrieb. Insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen ist die Auslastung teilweise zu hoch, um zusätzlich beim Aufbau und der Umsetzung unternehmensübergreifender Zielstellungen mitzuwirken. Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise und der allgemeinen wirtschaftlichen Situation ist außerdem der Wettbewerbsgedanke in den Unternehmen präsenter. Die Vorteile der Kooperation müssen daher klar kommuniziert werden.
Blog „Gute Arbeit“: Welche drei TOP-Tipps würden Sie anderen Weiterbildungsverbünden für die Anbahnung und die ersten 100 Tage mit auf den Weg geben?
Anna Neumann: Von Beginn an ist die enge und niedrigschwellige Zusammenarbeit aller beteiligten Partner besonders wichtig. Dies kann über verschiedenste Austauschformate gewährleistet werden und sollte gerade in der ersten Zeit mehrmals wöchentlich über direkte Kanäle stattfinden. Im gleichen Kontext geht es zusätzlich darum, das Teamgefühl zu stärken und die gemeinsame Zielstellung herauszuarbeiten. Auch die klare Zuteilung der Rollen und Aufgabenbereiche innerhalb der Verbundarbeit ist ein wichtiger Aspekt. Auf diese Weise sind die Zuständigkeiten sowie Ansprechpartner:innen bekannt und können auch im Austausch mit potenziellen Transferpartnern und weiteren Zielgruppen klar kommuniziert werden.
Grundsätzlich ist darüber hinaus die konsequente und systematische Erfassung erreichter
Prozessabschnitte, der Fortschritte im Verbund sowie der thematischen Inhalte ein wichtiger Aspekt. Durch die dadurch garantierte Transparenz können sowohl Erfolgsfaktoren als auch Hemmnisse frühzeitig identifiziert und zielgerichtet angegangen werden. Neben einer solchen korrektiven Begleitung darf jedoch auch die Wertschätzung des Erreichten nicht zu kurz kommen.
Blog „Gute Arbeit“: Wo kann ich mehr über WASA und seine Arbeit erfahren?
Anna Neumann: Unsere Internetpräsenz befindet sich gerade noch im Auf- und Umbau, bisher gibt es eine Unterseite auf der Website des RKW Sachsen-Anhalt. Hier sind erste Informationen und die Kontaktdaten veröffentlicht.
Blog „Gute Arbeit“: Frau Neumann, wir danken Ihnen für das Gespräch.