von Marie Brämer
Fast allen von uns ist der Begriff „Absentismus“ und seine Bedeutung geläufig. Doch wie sieht es mit Präsentismus aus? Kennen Sie diesen Begriff, was sich dahinter verbirgt und die Auswirkungen? Im aktuellen Beitrag wollen wir an dieser Stelle ein wenig „Licht ins Dunkel bringen“.
Was ist Präsentismus?
Präsentismus bezeichnet ein Phänomen in der modernen Arbeitswelt, trotz körperlicher Beschwerden oder psychischer Belastungen zu arbeiten und sich nicht krankzumelden.
Viele Beschäftigte arbeiten, obwohl sie erkältet sind oder andere Krankheitssymptome haben. Selbst bei ernsthaften, behandlungsbedürftigen Erkrankungen wie Migräne, Arthritis oder Depressionen gehen einige Arbeitnehmende weiterhin ihrer Arbeit nach, obwohl eine Krankmeldung angemessen ist.
Warum tritt Präsentismus auf?
Krank zur Arbeit zu gehen, ist kein wünschenswertes Arbeitsverhalten: Doch warum arbeiten einige Beschäftigte trotz Krankheit und wie verbreitet ist das Phänomen „Präsentismus“ eigentlich? Diesen Fragen geht das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und die Techniker Krankenkasse (TK) in der Beschäftigtenstudie „How’s work?“ (2021) mit 10.091 befragten Beschäftigten nach. Folgende interessante Zahlen, Daten und Fakten wurden erhoben:
- Die Gründe für das Arbeiten trotz Krankheit sind divers: hohe Arbeitsbelastungen, Angst vor Arbeitsplatzverlust, Angst vor beruflicher Benachteiligung oder die Befürchtung von entstehender Mehrarbeit für Kolleg:innen.
- 50,8 Prozent der Befragten gehen manchmal, häufig oder sehr häufig krank zur Arbeit.
- 33,4 Prozent der befragten Beschäftigten geben an, trotz schwerer Krankheitssymptome ihrer Arbeit nachzugehen.
- Weibliche Beschäftigte (36,2 Prozent) arbeiten häufiger als männliche Beschäftigte (27,7 Prozent) trotz schwerer Krankheitssymptome.
- Je höher die quantitativen Anforderungen der Arbeit sind, desto eher wird trotz Krankheitssymptomen gearbeitet.
Welche Folgen hat Präsentismus?
Präsentismus kann sowohl für die betroffenen Arbeitnehmenden als auch für das Unternehmen negative Folgen haben. Dazu gehören insbesondere:
- Produktivitätsverlust: Das Arbeiten trotz Krankheitssymptomen schränkt die Arbeits- und Leistungsfähigkeit der Betroffenen ein.
- Sicherheitsrisiken: Trotz Krankheit zu Arbeiten erhöht aufgrund von Unkonzentriertheit das Risiko von Arbeitsunfällen sowie die Häufigkeit von Fehlern.
- Chronifizierung von Krankheiten: Das Arbeiten trotz Krankheitssymptomen kann spätere längere Krankschreibungen oder sogar und eine damit einhergehende Langzeitarbeitsunfähigkeit zur Folge haben.
- Ansteckungsgefahr: Trotz einer Infektion zur Arbeit zu erscheinen, kann zur Ansteckung anderer Mitarbeitenden führen, die wiederum ausfallen.
Was können Sie als Unternehmen tun, um Präsentismus entgegen zu wirken?
Kulturwandel: Der Gesundheitswissenschaftler Professor Bernhard Badura fordert eine Abkehr von der Kultur der Unachtsamkeit der Gesundheit. Nicht umsonst nehmen Maßnahmen zur Achtsamkeit in den vergangenen Jahren auch im beruflichen Kontext verstärkt zu.
Führungskräfte: Wie bei allen Maßnahmen spielen die Führungskräfte insbesondere im TOP-Management auch eine zentrale Rolle bei der Vermeidung von Präsentismus. Einerseits können Führungskräfte selbst ein gutes Vorbild sein und andererseits konsequent ihrer Fürsorgepflicht gerecht werden. Trainings wie „Gesund Führen“ oder „Achtsam Führen“ sind wirkungsvolle Entwicklungsmaßnahmen.
Betriebliches Gesundheitsmanagement: Weiterhin sind stetige Investitionen und Engagement in das betriebliche Gesundheitsmanagement sinnvoll. Untersuchungen von Krankenkassen liefern Hinweise, dass Unternehmen, die hier investieren, deutlich weniger von Präsentismus betroffen sind, als Unternehmen, die keine Präventionsmaßnahmen anbieten. Daraus ergibt sich für einige Expert:innen auch die Notwendigkeit, die Ausrichtung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu überdenken: Eine niedrige Arbeitsunfähigkeitsquote ist für sich betrachtet kein positives Ergebnis, da Präsentismus kein gewünschter Effekt ist!
TIPP: Informieren Sie sich bei den Krankenkassen, welche Unterstützungsmöglichkeiten diese bieten.