Corona-Pandemie im Home-Office – Perspektive einer jungen Mutti

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Krisen sind oft auch mit positiven Veränderungen verbunden und bieten vielfältige Chancen. So werden Themen, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, durch die Corona-Pandemie verstärkt diskutiert. Laut der Studie „Neue Chancen für Vereinbarkeit! Wie Unternehmen und Familien der Corona-Krise erfolgreich begegnen.“ (2020) suchten zwei Drittel der Unternehmen gemeinsam mit ihren Mitarbeiter*innen nach Lösungen zur Kinderbetreuung. Home-Office spielt bei der Lösungsfindung eine große Rolle. Wie die Kombination von Arbeits- und Privatleben in der Praxis aussieht, haben wir gemeinsam mit der jungen Mutti Linda Raugust im Interview besprochen. Frau Raugust arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin seit dem Frühjahr 2020 regelmäßig und gegenwärtig zum überwiegenden Teil im Home-Office.

Wie empfindest Du die Zeit im Home-Office?

Ich empfinde die Zeit im Home-Office aktuell als sehr angenehm. Ich habe meinen Arbeitsplatz zu Hause gut eingerichtet und bin seitens meines Arbeitgebers technisch gut ausgestattet. Statt zum Drucker laufe ich nun hin und wieder zur Waschmaschine. Meine Tochter besucht seit Mitte des Monats die Notfallbetreuung unserer Kindertagesstätte. Die Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung und der täglich wegfallende Fahrweg nach Magdeburg von fast einer Stunde bringen meiner Familie und mir viel Entspannung.

Im letzten Jahr sah das jedoch oft anders aus: Meine Tochter war aufgrund der Kita-Schließungen oft zu Hause. Die Kombination aus Kinderspielstunde und Arbeitseinheiten hat mich vor große Herausforderungen gestellt. Zumal meine Kleine genau weiß: Wenn der Laptop auf ist, hat Mama keine Zeit und dann gegensteuert. Dank des Arbeitssystems meines Mannes und hilfsbereiten Großeltern haben sich die Konsequenzen für uns zum Glück in Grenzen gehalten.

Welche Vorteile und welche Nachteile siehst Du?

Am Glücklichsten ist seit der Pandemie wohl unser Haus. Handwerker während der Arbeit empfangen, ist ein guter Nebeneffekt. Auch der Zeitdruck ist weniger präsent. Im Büro achte ich stets auf einen pünktlichen Feierabend, um meine Tochter nicht zu spät abzuholen.

In der Flexibilität liegt jedoch auch der Nachteil. Mein Mann verlässt in der Regel erst ab 9 Uhr das Haus. Den Rechner einer weiteren Tasse Kaffee vorzuziehen, kostet mich jeden Tag große Selbstdisziplin. Auch allgemein muss ich sehr strukturiert sein. Der größte Nachteil sind für mich jedoch die fehlenden Flurgespräche und die gemeinsame Mittagspause. Der Zusammenhalt im Team ist ungebrochen. Wir versuchen dies in unserem Team über regelmäßige Online-Meetings auszugleichen. Jedoch fehlt es mir an privatem Austausch mit meinen Kolleg*innen.

Was können Arbeitgeber aus Deiner Sicht tun, damit Home-Office gelingt?

Die wichtigste Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Home-Office ist das Vertrauen zwischen Arbeitgeber*in und -nehmer*in. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die regelmäßige Kommunikation mit dem ganzen Team. Dadurch entsteht auch auf Distanz eine gewisse Transparenz. Auch Zusammenarbeitstools helfen sich gut abzustimmen und immer angeschlossen zu bleiben. Bewährt hat sich für uns das Tool „Trello“. Wir werden dies sicher auch beibehalten, wenn wir weniger im Home-Office arbeiten.

Natürlich müssen auch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden: Zugang zu Dateien und eine vergleichbare technische Ausrüstung wie bei uns in der Firma. Aufgrund einer privaten Anfrage im Team haben wir bereits einige Wochen vor der Pandemie Vereinbarungen zum Home-Office geschlossen und klare Regeln festgehalten. Das gab auch mir ausreichend Sicherheit.

Wie siehst Du die Perspektive für Home-Office nach Corona?

Für mich persönlich sehr gut! Langfristig bin ich durch die gesparte Zeit und fehlende Ablenkung, die zum Beispiel durch ein klingelndes Telefon oder im Büro parallel laufende Online-Veranstaltungen entsteht, sowohl arbeitstechnisch als auch privat produktiver. Routinierte, kreative und planerische Arbeiten lassen sich so schneller erledigen. Allerdings freue ich mich, trotz dessen wieder regelmäßig im Büro zu sein und meine Kolleg*innen wieder „live und in Farbe“ zu sehen.

Allgemein begrüße ich den Aufschwung von Digitalisierung und Flexibilisierung der Arbeitsgestaltung. Der Mehrwert für unsere Unternehmensarbeit auch im Rahmen der aktiven Kommunikation ist enorm.

Vielen Dank für das Gespräch!