von Antje Thiemann
„Ziel des Lebens ist es, nicht ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller.„
Albert Einstein
„Was mache ich hier eigentlich? Bin ich dieser Aufgabe gewachsen oder habe ich mich maßlos überschätzt? Wahrscheinlich wird schon bald allen auffallen, dass ich meine Aufgaben nicht den Erwartungen entsprechend lösen kann.“
Diese und ähnliche Gedanken kennt wahrscheinlich jeder, denn es ist ganz normal, die eigenen Fähigkeiten im Laufe der Karriere einmal infrage zu stellen. Manifestiert sich jedoch die Angst und das Gefühl zu versagen sowie der Gedanke am Ende als Hochstaplerin beziehungsweise Hochstapler enttarnt zu werden, obwohl man weit davon entfernt ist, spricht man vom Hochstapler- oder (international) Impostor-Syndrom von dem beispielsweise bereits Albert Einstein betroffen war.
Entdeckt wurde dieses Phänomen 1978 von den Psychologinnen Pauline Clance und Suzanne Imes. Sie hatten beobachtet, dass eine Vielzahl von Frauen trotz großer Erfolge nicht an ihre eigenen Fähigkeiten glaubte. Es handelt sich jedoch nicht ausschließlich um ein weibliches Phänomen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Männer gleichermaßen betroffen sind, jedoch anders damit umgehen. So hat bereits jede zweite Führungskraft Erfahrungen mit dem Impostor-Syndrom gemacht. Insbesondere in leistungs- und wettbewerbsorientierten Gesellschaften und im Zusammenhang mit höheren Qualifizierungen ist ein solches Selbstkonzept präsent.
Wie erkenne ich das Impostor-Phänomen bei Mitarbeitenden, Kolleginnen und Kollegen?
Oft sind Menschen mit einem Impostor-Selbstkonzept beliebt. Sie haben einen hohen Anspruch an sich selbst, sind überdurchschnittlich qualifiziert und liefern sehr gute Ergebnisse ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Gleichzeitig meiden oder überspielen sie Situationen, denen sie sich nicht gewachsen fühlen, was zu Prokrastination, übersteigertem Perfektionismus oder auch blindem Aktionismus führen kann. Deshalb ist es wichtig, sich regelmäßig vor Augen zu führen, dass niemand auf Dauer Höchstleistungen vollbringen kann. Führungskräfte mit einem Impostor-Selbstkonzept sollten ihren eigenen, stark leistungsorientierten Maßstab nicht auf andere übertragen, um ein Mikromanagement zu vermeiden. Mithilfe einer angemessenen Unterstützung, Mentoring-Programmen und Coachings kann aus der Schwäche jedoch eine Stärke werden. Sowohl die betroffene Person als auch Ihr Unternehmen können profitieren. Besonders unter dem ständigen Leistungsdruck auf allen Ebenen und der ständigen Konfrontation mit dem Unerreichbaren über Social-Media-Kanäle ist es wichtig, eigene Stärken und Schwächen zu kennen. Dies ermöglicht einen guten Umgang mit den eigenen Persönlichkeitsmerkmalen.
TIPP: Einen interessanten Audiobeitrag finden Sie beim SWR sowie einen Artikel bei ZEIT ONLINE.