Perspektiven auf „Gute Arbeit“ aus der Sicht von Studierenden

Seit 1990 hat Sachsen-Anhalt ein knappes Viertel seiner Bevölkerung verloren. Laut Statistischen Landesamt werden es bis zum Jahr 2030 gut 30% sein. Schaut man sich genauer an, wie sich der Rückgang zusammensetzt und wer das Land verlassen hat, dann sind es sehr häufig gut ausgebildete junge Frauen, die sich aufmachen und anderswo ihre berufliche und private Zukunft aufbauen.

Bildnachweis: © MA&T GmbH

Wir haben Franziska Waide und Erika Maas gefragt, die in Magdeburg an der Otto-von-Guericke-Universität studieren, was sie unter „Guter Arbeit“ verstehen und daher von ihren zukünftigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern erwarten.

Blog „Gute Arbeit“: Franziska und Erika, Sie studieren beide an der OvGU und sammeln bereits während ihres Studiums Erfahrungen mit Arbeitgebern. Worauf achten Sie dabei besonders?

Franziska: Meine bisherigen Jobs waren oft im gastronomischen Bereich angesiedelt und besonders in diesem Feld ist es wichtig, dass das Team stimmt und man gut zusammen arbeiten kann.
Erika: Mir ist besonders der Umgang mit den anderen Beschäftigten wichtig. Ich selbst habe schon die Erfahrungen in meinem Studium gesammelt, dass das Personal nicht gerecht behandelt wurde und dabei das Gefühl vermittelt wurde, überflüssig zu sein. Zudem achte ich darauf, dass in dem Unternehmen selbst ein wertschätzender Umgang untereinander herrscht und zielgerecht gearbeitet wird.

Blog „Gute Arbeit“: Wenn Sie an gute Arbeit und gute Arbeitsbedingungen denken, welche drei Adjektive würden dies am ehesten beschreiben? Und Warum?

Erika:

  • Zuverlässig – Damit meine ich verschiedene Aspekte: einerseits eine zuverlässige und faire Führung und andererseits Einkommenssicherheit sowie ein geordnetes Arbeitsverhältnis.
  • Kreativ –  Ich wünsche mir eine Arbeit an der ich Spaß habe und die ich für mich als sinnvoll empfinde. Wichtig ist mir, dass ich auch eigene Ideen und Aspekte mit einbringen kann. Gewisse Handlungsspielräume sollten für mich offen gehalten werden.
  • Modern – Modern in dem Sinne von, dass die Arbeit dem Jahr 2018 gerecht wird. Dabei impliziere ich, dass Frauen genauso behandelt werden wie Männer, dass gegenseitiger Respekt vorliegt und auf die Gesundheit der Beschäftigten geachtet wird. Zudem sollte „Gute Arbeit“ Entwicklungsmöglichkeiten offen lassen.

Franziska:

  • Erfüllend – Ich mag es am Tag etwas zu schaffen und mich mit spannenden Aufgaben zu beschäftigen, die auch einen Mehrwert bringen, wenn sie erledigt sind.
  • Anspruchsvoll – Herausforderungen sind wichtig, um sich zu entwickeln und gehören somit für mich auch zum Arbeitsleben dazu.
  • Wertschätzend – Feedback und Anerkennung ist wichtig für die Motivation. Hierunter fallen auch Arbeitgeberleistungen mit denen signalisiert wird, dass man mehr als eine bloße Arbeitskraft für das Unternehmen ist.

Blog „Gute Arbeit“:  Was muss ein guter Arbeitgeber Ihnen bieten, damit Sie nach dem Studium eine Stelle bei diesem antreten? Was sind die drei wichtigsten Attraktivitätsfaktoren aus Ihrer Sicht? 

Franziska: Mein zukünftiger Arbeitgeber sollte mir Rahmenbedingungen geben, bei denen es Spaß macht, jeden Morgen zur Arbeit zu gehen und man nicht nach 3-maligen Betätigen der Snooze-Taste und einem schlechten Gefühl aufsteht. Vor allem ein gutes Team, Entwicklungsmöglichkeiten und eine offene Feedbackkultur zeichnen daher für mich einen guten Arbeitgeber aus.
Erika: Für die Arbeitssuche nach meinem Studium werde ich besonders auf die drei genannten Kriterien Zuverlässigkeit, Kreativität und Modernität achten. Natürlich weiß ich, dass ich hier und da Abstriche machen muss. Ich bin mir jedoch sicher, dass mir nach dem Studium viele Türen offen stehen. Der erste Job danach muss und wird nicht unbedingt der einzige nach dem Studium sein. Neben den genannten Kriterien achte ich auch auf ein meinem Studium angemessenes Gehalt.

Blog „Gute Arbeit“: Was wären absolute No Goes für einen zukünftigen Arbeitgeber?

Erika: Mein zukünftiger Arbeitgeber sollte mir beim Bewerbungsgespräch bzw. generell nicht Versprechungen und falsche Hoffnungen machen, die nicht eingehalten werden können. Dazu würde ich einen Flirt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer als sehr unseriös empfinden und mich direkt nicht mehr wohl am Arbeitsplatz fühlen.
Franziska: Ich mag es nicht in starren Hierarchien zu arbeiten und finde es wichtig, auf Offenheit und Akzeptanz bei meinem Vorgesetzten zu treffen. Viele sind zwar gut darin, Kritik zu geben, aber nur wenige verteilen auch Lob. Ohne irgendeine Form von Anerkennung ist es schwierig, eine nachhaltige Motivation für eine Arbeit zu entwickeln. Auch Perspektivlosigkeit würde ich als No-Go bezeichnen, da ich mich in meinem Berufsleben entwickeln und nicht nur auf der Stelle treten möchte.

Blog „Gute Arbeit“: Sie sind beide im Studentenrat engagiert. Würden Ihre Kommilitonen ähnliche Antworten geben?

Franziska: Ich denke, dass die Frage nach „Guter Arbeit“ eine sehr persönliche Sicht widerspiegelt und man nur schwierig verallgemeinern kann, was dies bedeutet. In einigen Aspekten würden wir bestimmt auf ähnliche Nenner kommen, aber besonders in so breit gefächerten Studiengängen wie BWL/VWL/etc. sind auch die Vorstellungen ähnlich breit gefächert.
Erika: Ich glaube nicht, dass die Tätigkeit im Fachschaftsrat die Sicht von Guter Arbeit beeinflusst. Ich denke sie würden ähnliche Antworten geben, da viele im Studium nebenbei arbeiten und daher schon selbst Erfahrungen gesammelt haben.

Blog „Gute Arbeit“: Erika und Franziska, wir danken Ihnen für das Gespräch!