Ja, Unternehmen können Ausbildungsabbrüche aktiv verhindern!

Reimer - Pixelvario - Fotolia.com
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Unternehmen und Ausbildungsverantwortliche haben mit zwei zunehmend auftretenden Sachverhalten zu kämpfen.

  1. Auszubildende erscheinen nicht am ersten Ausbildungstag, weil Sie ein „besseres“ Ausbildungsangebot annehmen oder
  2. Auszubildende brechen ihre begonnene Ausbildung ab, um eine Ausbildung in einem anderen Unternehmen aufzunehmen.

Fast alle Ausbildungsverantwortlichen, die ich kenne, beklagen das eine oder das andere Phänomen.

Der DGB Ausbildungsreport 2018 weist erschreckende Zahlen aus. Nur rund 70 Prozent der befragten Auszubildenden geben an, dass sie mit der aufgenommenen Ausbildung zufrieden sind. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebungen vor 13 Jahren.

Was sind Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit eines Ausbildungsabbruchs erhöhen?

  1. Das Unternehmen zahlt eine geringere Ausbildungsvergütung als in der Region, der Branche oder anderen Branchen üblich ist! Anmerkung: Der Gesamtdurchschnitt der Ausbildungsvergütung, der im Ausbildungsreport 2018 ermittelt wurde, liegt über alle Ausbildungsjahre bei 766,00 €.
  2. Der Ausbildungsbetrieb lässt Auszubildende viele Überstunden machen! Im schlimmsten Falle werden diese nicht entgolten oder können nicht „abgebaut“ werden.
  3. Der Arbeitgeber integriert Auszubildende von Beginn an in das Schichtsystem!
  4. Betriebliche Ausbilder*innen lassen Auszubildende möglichst viele ausbildungsfremde und unattraktive Tätigkeiten ausführen!

Es geht auch besser!

Gerade die ersten Tage und Wochen sind entscheidend, ob jemand sich im Unternehmen wohl fühlt und bleibt. Ebenso tragen gute Betreuungsstrukturen und eine hervorragende Ausbildungsqualität maßgeblich zur Bindung der Auszubildenden bei. Hier einige Tipps:

  1. Gestalten Sie die ersten Tage im Unternehmen mit einer passenden Begleitung und Willkommenskultur. Führen Sie ein Teambuilding mit den neuen Auszubildenden durch.
  2. Organisieren sie Patenschaften zwischen den Ausbildungsjahren oder stellen sie jedem Auszubildenden einen „Kümmerer“ oder „Ansprechpartner“ bei Problemen zur Seite.
  3. Arbeiten Sie eng mit der Berufsschule zusammen. Engagieren Sie sich, wenn Sie bemerken, dass dort etwas mit der Ausbildungsqualität nicht stimmt.
  4. Unterstützen Sie die Auszubildenden bei der Prüfungsvorbereitung. Räumen Sie dafür auch zeitliche Freiräume und fachliche Unterstützung ein.
  5. Machen Sie den betrieblichen Ausbilder*innen die Bedeutsamkeit von Ausbildung bewusst. Räumen Sie diesen ausreichend Zeit für das Erklären, Anleiten und Kümmern um die Auszubildenden ein. Achten Sie dabei besonders darauf, dass der Ausbildungsplan eingehalten wird.
  6. Legen Sie Ihr Augenmerk darauf, dass das Berichtsheft von Ihren Auszubildenden laufend geführt wird und kontrollieren Sie dieses regelmäßig.
  7. Unterstützen Sie Auszubildende bei der Erreichbarkeit von Berufsschule oder Arbeitsort. Die Bandbreite reicht von finanziellen Zuschüssen bis hin zu Mitfahrgelegenheiten bei Mitarbeiter*innen.