Warum brauchen Führungskräfte Mut?

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Vor kurzem bin ich wiederholt auf die sechs Grundwerte der Wertekommission gestoßen. Diese sind Vertrauen, Verantwortung, Mut, Respekt, Integrität und Nachhaltigkeit.

Auch wenn „Mut“ in den vergangenen sechs Jahren in den Befragungen der Wertekommission jeweils den Platz sechs der Grundwerte belegte, halte ich diesen Wert für besonders bedeutsam für die Führungsarbeit. Führungskräfte, die mutig führen, arbeiten aus Sicht meiner über 20 jährigen Beratungserfahrung mit zufriedenen bzw. zufriedeneren Teams, generieren bessere Leistungen, setzen Veränderungen schneller um und stellen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Innovationskraft der Organisation dar.

Mut definiert die Wertekommission anhand der folgenden drei Aspekte:

  • Offenheit: Bereitschaft, Neues zuzulassen und anzunehmen
  • Fehlerfreundlichkeit („Trial And Error“): Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Führungskräfte ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Fehler machen lassen, gerade wenn es darum geht, Neues und Unbekanntes auszuprobieren. Ebenso bedeutsam ist für mich, dass Führungskräfte sich selbst erlauben, Fehlern zu machen und zu ihnen zu stehen.
  • Kraft zur Entscheidung und Veränderung: Bei diesem Aspekt finde ich es wichtig, dass Führungskräfte, wenn sie Entscheidungen getroffen haben, diese zeitnah und konsequent umsetzen.

Ich persönlich würde noch hinzufügen:

  • Konfliktfähigkeitt: Bereitschaft, Konflikte aktiv zu bewältigen und
  • Ambiguitätstoleranz: Fähigkeit, schwierige Situationen auszuhalten.

Warum klappt es nur begrenzt mit den mutigen Führungskräften in Unternehmen?

Führungskräfte bewegen sich – wie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch – in bestimmten Rahmenbedingungen, die Mut zulassen müssen. Bestimmender Faktor dieser Rahmenbedingungen ist die jeweilige Unternehmenskultur. Oftmals wird zaghaftes Verhalten eher belohnt bzw. ist die sichere Variante. So lernen Führungskräfte in ihrer Biografie und nicht nur in der Berufsbiografie mutig zu sein oder eben nicht.

Zu diesem Schluss kommen auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in einer Studie aus dem April 2019. Befragt wurden 950 Führungskräften aus einer öffentlichen Einrichtung. Die Auswertung der Antworten zeigt, dass lieber Konflikte vermieden werden, statt aus dem Scheitern zu lernen. Oftmals treffen Führungskräfte Defensiventscheidungen, sie wählen dabei nicht die Option, die für ihr Unternehmen die beste ist, sondern die, bei der sie selbst weitestgehend abgesichert sind.

TIPP: Lesen Sie auch ein Interview dazu mit dem Deutschlandfunk.

Mein Tipp: Wenn Sie mutig sind, dann fragen Sie Ihr Team inwiefern Sie als Führungskraft den oben beschriebenen Aspekten gerecht werden. Eine Skalierung könnte sein: triff immer zu, trifft überwiegend zu, trifft überwiegend nicht zu und trifft nie zu.

TIPP: Die gesamten Ergebnisse der Führungskräftebefragung 2019 der Wertekommission in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München finden Sie hier.

Mein Fazit: Es ist nicht einfach, eine mutige Führungskraft zu sein, aber es zahlt sich langfristig aus – für Sie als Führungskraft und für Ihr Unternehmen als attraktiver(er) Arbeitgeber.