WoW! Sie glauben gar nicht, was sich so alles im Laufe der Berufs- und Arbeitsjahre so ansammelt. Die letzten zwei Tage habe ich hier bei uns im Büro damit verbracht, gemeinsam mit einer Kollegin unsere Bibliothek aufzuräumen. Das heißt, Bibliothek ist etwas hochgegriffen, sprechen wir lieber von einem Handapparat. Trotzdem war es wirklich aufwendig, jedes Buch in die Hand zu nehmen und auf seine zukünftige Relevanz für unsere analoge Wissensdatenbank zu prüfen. Man kann sich darin verlieren, wie in einem Bilderbuchladen für Kinder … Ich merke, ich schweife ab.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte, beim Aufräumen fiel mir ein Band in die Hände mit dem Titel „Humanisierung bringt Gewinn – Modelle aus der Praxis“[1]. In diesem werden anhand von Unternehmensbeispielen Veränderungsprojekte diskutiert, die unter anderem Einfluss auf die Qualität der Arbeitsbedingungen sowie die Komplexität der Arbeitsinhalte haben. Im Ergebnis konnten alle Vorhaben Produktivitätsgewinne nach Umsetzung ihrer Maßnahmen vorweisen. Erfolgsnotwendiger Faktor waren in erster Linie bedarfsorientierte Qualifizierungen für die Beschäftigten, um diese auf die neuen Aufgaben vorzubereiten.
Der Band stammt übrigens aus dem Jahr 1988. Damals ging es um das Thema „Rationalisierung von Produktionsrozessen“. Den Unternehmen war es gelungen, augenscheinlich widersrüchliche Ziele zur Humanisierung und Wirtschaftlichkeit mit einander zu vereinbaren. Das ist jetzt 30 Jahre her.
Merken Sie was? Ja, genau. Heute stehen wir wieder an einem Umbruch in der Arbeitswelt oder sind wahrscheinlich schon mittendrin. Wenn man den Prognosen glauben darf, dass mit dem Wandel zur Arbeit 4.0 um die 2,1 Millionen andere Arbeitsplätze entstehen und gleichzeitig 1,3 Millionen wegfallen werden[2], dann sollten wir jetzt schon anfangen umzulernen. Das gilt für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen gleichermaßen. Wer mit 52 Jahren denkt, er oder sie habe ausgelernt, denkt verkehrt. Und wer seine 52-jährigen nicht in den Qualifizierungsplan mit aufnimmt, hat Offensichtliches übersehen: Gut qualifizierte Mitarbeiter*innen sind ein zentraler Baustein für die Bewältigung von Umbrüchen in Unternehmen.
Irgendein Lerneffekt muss es doch aus den Rationalisierungszeiten der 80er Jahre geben!
[1] Klingenberg, H., & Kränzle, H.-P. (1988). Humanisierung bringt Gewinn – Modelle aus der Praxis – Band 2: Fertigung und Fertigungssteuerung. Eschborn: RKW .
[2] Heil, M. (30. November 2018). Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Von Reden und Texte: https://www.bmas.de/DE/Presse/Reden/Hubertus-Heil/2018/2018-11-30-bundestagsrede-qualifizierungschancengesetz.html abgerufen