Gute Arbeit – Gestaltung der Rahmenbedingungen

Gute Arbeit hat viele Aspekte, die wir in regelmäßigen Abständen genauer beleuchten. In der Regel beziehen sich die Gestaltungsmöglichkeiten von „Guter Arbeit“ auf das, was innerhalb von Unternehmen und Organisationen passiert. Es gibt jedoch aus Schnittstellen nach außen in die Zivilgesellschaft hinein. Die Bertelsmann Stiftung und der ZIVIZ im Stifterverband haben 2019 einen Überblick veröffentlicht, der das Unternehmensengagement zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen vor Ort untersucht. Dazu wurden Unternehmen von 1 bis über 10.000 Beschäftigten befragt. Sie kommen zu dem Schluss:

„Die Zivilgesellschaft in Deutschland wird nicht nur von über 600.000 Vereinen oder 20.000 Stiftungen geprägt, sondern auch von einem Teil der über 3,4 Millionen Unternehmen einem engagierten Teil der über 30 Millionen in Unternehmen und Betrieben sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten mitgestaltet.“[1]

Gesellschaftliche Verantwortung wird klar gesehen

Spannend finde ich, dass die befragten Unternehmen sich selbst auch in der Verantwortung sehen, mehr zu tun, als Arbeitsplätze zu schaffen und Steuern zu zahlen. Lediglich 10 % der befragten Unternehmen halten dies für ausreichend im Hinblick auf ihr gesellschaftliches Engagement.

Gesellschaftliche Herausforderungen werden regional unterschiedlich gewichtet

Wichtigste Herausforderung nach Einschätzung der Unternehmen, unabhängig davon, ob es sich bei den Antwortenden um Kleinstunternehmen (bis 9 Beschäftigte) oder um Großunternehmen (mehr als 10.000 Beschäftigte) handelt, ist die Schaffung von lebenswerten Regionen[2] gefolgt von der Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels[3], der Integration sowie der Bekämpfung von Armut.

Regional gesehen bestehen jedoch erhebliche Differenzen. So schätzen in Hamburg lediglich 10 % der Befragten die Gestaltung von lebenswerten Regionen als zentrale Herausforderung ein, in Sachsen-Anhalt sind es 44 %.

Gesellschaftliches Engagement schafft Win-Win-Effekte

Unternehmen, die sich gesellschaftlich engagieren, tragen nicht nur zur Bewältigung der oben genannten Herausforderungen bei, sondern schaffen auch für sich selbst einen Mehrwert. Neben dem Schutz des eigenen Rufs beobachten die Befragten unter anderem auch die Steigerung der Mitarbeiterbindung, die Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität und sogar die Erweiterung der Kompetenz der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich im Namen des Unternehmens gesellschaftlich engagieren.

Anstoß für gesellschaftliches Engagement kommt aus unterschiedlichen Richtungen

Sowohl interne als auch externe Anlässe bilden den Ausgangspunkt für gesellschaftliches Engagement. In den meisten Fällen ist es die Geschäftsführung, die den Anstoß für entsprechende Maßnahmen gibt, was – insbesondere bei Geldspenden – wohl in der Natur der Sache liegt. Zeitspenden werden am häufigsten über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter initiiert.

Externe Wirkungen des gesellschaftlichen Engagements sind weitestgehend unbekannt

Schwierig wird es für die Unternehmen – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen[4] – die Auswirkungen ihres gesellschaftlichen Engagements im Hinblick auf ihren Unternehmensstandort einzuschätzen. Gerade im ländlichen Raum ist dieses Engagement der Unternehmen ein entscheidender Faktor, wenn es gelingen soll, lebenswerte Regionen zu gestalten. Hier sehe ich Kammern, Wirtschaftsförderungen, Kommunen und Verbänden auf regionaler und kommunaler Ebene in der Verantwortung, für Transparenz durch systematische Erhebungen zu sorgen und im regelmäßigen Austausch mit den Unternehmen der Region zu bleiben.


[1] Labigne, A., Kononykhina, O., Hollmann, D., Gilroy, P.: CC-Survey: Unternehmensengagement und Corporate Citizenship in Deutschland – Unternehmen gestalten Regionen: Vier Herausforderungen vor Ort, Essen, 2019, Seite 6f

[2] Als lebenswerte Region beschreiben die Autoren der Studie Regionen mit guter Anbindung und Infrastruktur, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie kulturellen Angeboten.

[3] Die Überalterung der Gesellschaft und damit auch ihrer Belegschaft sowie der fehlende Nachwuchs beschäftigen viele Unternehmen insbesondere in den ländlichen Regionen.

[4] Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) beschäftigen bis zu 249 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.