Work-Life-Blending – wenn Berufs- und Privatleben miteinander verschmelzen

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Das Thema Work-Life-Balance ist spätestens mit der Corona-Pandemie noch mehr in den Fokus gerückt. Das allseits bekannte Konzept der Work-Life-Balance trennt Arbeit und Privatleben deutlich voneinander und geht davon aus, dass beides im Gleichgewicht zueinandersteht. Durch Homeoffice, Vertrauensarbeitszeit und flexible Arbeitsortwahl weichen wir gegenwärtig von der traditionellen Aufteilung von Arbeit und Freizeit immer weiter ab.

Ein neues Konzept, dass in diesem Zusammenhang auftaucht, nennt sich Work-Life‑Blending. Dieses Konzept geht davon aus, dass es für immer mehr Beschäftigte normal ist, auch zu Zeiten zu arbeiten, die außerhalb „regulärer“ Arbeitszeiten liegen. Zudem bieten immer mehr Unternehmen Elemente und Angebote, die fließend in den Freizeitbereich übergehen. Dies kann das unternehmenseigene Fitnessstudio, der E-Sport-Raum oder auch die Frühstücksrunde der Mitarbeiter:innen in Elternzeit sein. Die fließenden Übergänge und das Verschmelzen von Berufs- und Privatleben werden als Work-Life-Blending bzw. Work-Life-Integration bezeichnet. Im Folgenden haben wir wichtige Potenziale und Risiken dieses Konzeptes zusammengetragen.

TOP 4 Potenziale von Work-Life-Blending:

  • Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben: Tage mit geringem Arbeitsvolumen bieten die Möglichkeit, die Zeit mit der Familie oder Freunden zu verbringen und trotz dessen noch Anrufe entgegenzunehmen. Gleichzeitig können Aufgaben auch am Abend erledigt werden, nachdem die Kinder beispielsweise aus dem Kindergarten abgeholt sind.
  • Mehr Flexibilität und Freiheit: Flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen selbstbestimmteres Arbeiten und den Fokus auf Arbeitsergebnisse zu legen. Je nach anfallenden Aufgaben und Fristen sind die Arbeitszeiten länger oder kürzer.
  • Zielgerichteteres Arbeiten: Unproduktives Zeitabsitzen wird vermieden, da der Fokus auf den Ergebnissen und nicht auf den Präsenzzeiten liegt. So können produktive Phasen effektiver und effizienter genutzt werden.
  • Steigerung der Arbeitsmotivation: Aufgrund der hohen Selbstbestimmung steigen auch Spaß und Motivation bei der Arbeit. Bestenfalls führt dies zu einer steigenden Zufriedenheit im Job.

TOP 4 Risiken von Work-Life-Blending:

  • Gesundheitsrisiko: Gesundheitliche Probleme entstehen, wenn man nicht mehr richtig von der Arbeit abschalten kann. Schlafstörungen, Erschöpfung oder schlimmstenfalls Depressionen sind mögliche Folgen.
  • Unklarheiten: Ohne eine strikte Trennung verschwimmen die Grenzen zwischen Job und Freizeit, Kolleg:innen und Freunden. Das kann zu Konflikten führen. Zudem stellt sich die Frage inwieweit die jeweiligen Vorgesetzten damit einverstanden sind, dass die Mitarbeiter:innen ihre privaten Belange am Arbeitsplatz klären.
  • Sinkende Leistung und Produktivität: Durch die mangelnde Trennung nimmt der Beruf tendenziell einen größeren Bereich im Leben ein. Aufgrund der fehlenden Erholungsphasen sinken Leistungsfähigkeit und Produktivität.
  • Fehlende Kreativität und Innovation: Ähnlich wie die Leistung und Produktivität werden Kreativität und Innovation von der aktiven Freizeitgestaltung positiv beeinflusst.

Die auf den ersten Blick insbesondere für die Arbeitnehmer:innenseite positive Entwicklung im Sinne der Verschmelzung von Arbeit und Freizeit scheint auf den zweiten Blick eher für Unternehmen von Vorteil zu sein. Durch das Work-Life-Blending kommt es zu einer Einpassung des Menschen in die Wertschöpfungskette. Unternehmen erreichen höchstmögliche Flexibilität und sind aufgrund der passgenauen Steuerbarkeit ihrer Mitarbeiter:innen zeitlich, räumlich und vertraglich agil.

Doch ob es auch das richtige Konzept für Ihr Unternehmen ist, sollten Sie genau analysieren. Folgende Fragen können Sie dabei unterstützen: Welches Arbeitszeitprogramm entspricht Ihren und den Bedürfnissen Ihrer Mitarbeitenden? Wollen und können Sie Gesundheits- und Freizeitangebote im Unternehmensalltag bereitstellen?

Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter:innen mit ein und finden Sie eine individuelle und passgenaue Lösung, denn es gibt nicht „die Eine“ Lösung!