Stress – „Motor oder Bremse?“

Von Gina Kunze und Oliver Lilie

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Wachsende berufliche Anforderungen, Leistungsdruck, lange Meetings, Kritik vom Vorgesetzten: Jeder Zweite Beschäftigte fühlt sich akut gestresst, heißt es in einer regelmäßigen Umfrage von StepStone (2020). Und Corona verschlimmert die Situation: So geben 40 Prozent der Befragten an, dass der Stress im Laufe der Krise weiter zunimmt.

Was bedeutet „Stress“?

Stress folgt als Reaktion auf Belastungen oder Bedrohungen. Er versetzt unseren Organismus in einen Spannungszustand, der ihn kurzfristig besonders leistungsfähig macht. Doch zeigt sich zunehmend der Doppelcharakter von Stress: Es besteht einerseits das Risiko zu scheitern und persönlichen Schaden zu nehmen, andererseits die Chance, an Herausforderungen zu wachsen, innovativ zu denken und neue Ressourcen zu entwickeln.

Tatsächlich kann positiver Stress, kurzfristige Zustände der Anspannung bewirken, die als lösbare Herausforderungen gesehen werden und höhere Leistungen begünstigen. Dennoch birgt Stress enorme gesundheitliche Risiken, da Stressreaktionen mit Energieverlusten einhergehen und neben Erschöpfung sowie Unzufriedenheit auch Erkrankungen psychischer oder körperlicher Art hervorbringen.

Wie also nutzt man Stress, um die positiven Aspekte zu fördern und gleichzeitig die Entstehung von chronischem Stress zu verhindern?  

  • Achten Sie bei der Stellenbesetzung darauf, dass die persönlichen Voraussetzungen der Bewerber:innen mit den gestellten Anforderungen und die daraus resultierende Arbeitsbeanspruchung übereinstimmen.
  • Schaffen Sie Angebote zur Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeiter:innen. Denn eine Fehlbeanspruchung erhöht das Risiko einer Gesundheitsgefährdung sowie den Abbau persönlicher Qualifikationen. Bieten Sie zum Beispiel fachliche Weiterbildungen und präventive Gesundheitsangebote an.
  • Besprechen Sie mit Ihren Mitarbeiter:innen den Begriff „positiver Stress“. Wie viel Zeit- und Leistungsdruck fördert bzw. hemmt die Motivation Ihrer Mitarbeiter:innen? Welche Werkzeuge können ein aktives Ziel- und Anreizmanagement fördern?
  • Erproben Sie Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance. Bei der Auswahl können Sie Ihre Mitarbeiter:innen direkt einbeziehen. Welche Stressoren, sowohl beruflich als auch privat, identifizieren Ihre Mitarbeiter:innen? Welche Angebote können helfen diese zu reduzieren?
  • Legen Sie Führungsleitlinien fest. Das Gefühl der Wertschätzung sowie eines breiten Handlungs- und Entscheidungsspielraums seitens der Führungskräfte kann Stressoren abbauen, Jobsicherheit vermitteln und bereits vorhandene Ressourcen aktivieren.

Abschließend lässt sich festhalten, dass Stress ein fester Bestandteil der heutigen Leistungsgesellschaft geworden ist. Er aktiviert unseren Körper und Geist, macht uns leistungsfähiger und sorgt für zusätzliche Energie, wenn wir sie brauchen. Stress ist also nützlich, bis er zum Dauerzustand wird. Dann belastet er Arbeitnehmer:innen und birgt auch für Unternehmen wirtschaftliche Risiken. Umso wichtiger werden frühe Maßnahmen zur Stressbewältigung.