Die Candidate Journey ist die „Reise“ der Bewerbenden vom Erstkontakt mit einem Unternehmen bis hin zur Einstellung. Auf dieser „Reise“ kann viel passieren. An den „Haltestellen“ (Kontaktpunkten oder Touchpoints) sind positive Erfahrungen mit dem potenziellen Arbeitgeber, aber auch eher abschreckende Erlebnisse möglich.
Lange Wartezeiten, schlechte Online-Formulare oder das Formulieren eines Anschreibens sind nur drei Punkte, die Bewerbende eher abschrecken und zu schlechten „Reiseerlebnissen“ führen. Eine aktuelle Studie des Bewerbungsmanagement-Softwareanbieters Softgarden kommt zu folgenden interessanten Ergebnissen:
- Mehr als 43 Prozent der Befragten geben an, dass ein Verzicht auf das Bewerbungsanschreiben die Wahrscheinlichkeit erhöhen würde, dass sie sich bei einem Unternehmen bewerben.
- 65 Prozent erwarten innerhalb von zwei Wochen oder weniger Zeit, dass sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen werden.
- Nach dem Vorstellungsgespräch erwarten 29 Prozent innerhalb von wenigen Tagen eine Rückmeldung, möglichst in Form eines konkreten Angebots. 53,8 Prozent sind bereit, sich damit ein bis zwei Wochen zu gedulden.
- 76 Prozent finden es schlimm, wenn die Gesprächspartner*innen im Unternehmen den Bewerbenden das Gefühl von Unterlegenheit geben.
Die größten Don’ts auf der Bewerberreise aus meiner Sicht sind:
- Webseite ohne oder mit schlechtem Karrierebereich: Für die meisten Bewerbenden oder an einer Stelle Interessierten ist die Webseite der erste Anlaufpunkt im Bewerbungsprozess. Für eine große Anzahl von Bewerbenden ist hier die Reise schon zu Ende, weil ihnen der Webauftritt und die Aussagen über das Unternehmen nicht gefallen.
- Keine mobilfähige Webseite: Die Studie „Mobile Recruiting“ aus dem Jahr 2019 zeigt auf, dass sich durch Mobile Recruiting die Reichweite der Ansprache von Kandidatinnen und Kandidaten erheblich erhöht. „Stimmungsvermieser“ sind für Bewerbende PDF-Downloads, lange Ladezeiten oder schwer ausfüllbare Formulare. Oftmals bedeutet dies auch einen Ausstieg aus dem Bewerbungsprozess.
- Keine oder stark verspätete Reaktionen auf Anfragen und Bewerbungen: Als akzeptabel werden laut der o. g. Studie von Bewerbenden Rückmeldezeiten von ca. 6 Tagen angegeben. Der gesamte Bewerbungsprozess sollte laut einschlägigen Studien weniger als 6 Wochen dauern.
TIPP: Auch Absagen sollten wertschätzend sein und zeitnah erfolgen. Dies bringt Ihnen als Unternehmen Bonuspunkte und verhindert negative Eintragungen in einschlägigen Social Media.
TIPP: Nicht jede Bewerbung passt auf die ausgeschriebene Stelle. Oftmals lohnt die Aufnahme der Kandidat*innen in einen Talentpool. Sie sparen sich evtl. bei der nächsten Stelle einen kostenintensiven Auswahlprozess. - Nicht funktionierende und umständliche Kontakt- und Bewerbungsformulare: Bewerbende wollen nicht viel Zeit investieren, um Formblätter auszufüllen. Am besten ist aus ihrer Sicht eine Bewerbung mit einem Klick. Je höher die Bearbeitungszeiten der Formulare sind, je weniger Kandidat*innen führen den Bewerbungsprozess zu Ende.
- Schlechte Erreichbarkeit von benannten Ansprechpartner*innen oder keine benannten Ansprechpartner*innen: Je unpersönlicher der Bewerbungsprozess ist, je weniger ist es möglich, eine emotionale Beziehung zum Unternehmen aufzubauen. Dabei gibt es immer mehr Kommunikationswege, die gar nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen (z. B. Chat mit Bewerbenden zu bestimmten Zeiten, kurze Online-Meetings).
- Mangelnde Ansprache von Bewerbenden: Jobsuchende erwarten vom Arbeitgeber zielgruppenspezifische Informationen über Unternehmenskultur und Unternehmenswerte. Leider ist in der Praxis hier viel „Einheitsbrei“ in der Kommunikationspipeline. Hochschulabsolvent*innen werden mit gleichen Botschaften angesprochen wie Schüler*innen.
- Intransparenter Bewerbungsprozess: Jeder Bewerberin bzw. jedem Bewerber sollte klar sein, welche Bewerbungsschritte in welchen Zeiträumen zu durchlaufen sind. Ein sehr anschauliches Beispiel wie man es machen kann, liefert das Unternehmen initOS GmbH.