Durch Gamification „spielerisch“ Nachwuchs gewinnen

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von Anastasia Werner

Seit einigen Jahren nimmt der Einsatz von Recruiting-Games zur Gewinnung von Nachwuchs zu. Viele Unternehmen haben die Chancen von spielerischen Ansätzen für die Personalgewinnung erkannt und diese bereits erfolgreich integriert.

In diesem Beitrag habe ich Möglichkeiten, Risiken und Good Practice-Beispiele rund um Recruiting-Games zusammengetragen.

Was ist Gamification?

Bei Gamification handelt es sich um die Anwendung von spielerischen Elementen in einem nicht spielerischen Kontext. Auf Deutsch „Spielifikation“ beschreibt den Prozess der Erfahrungssammlung, um Lernende bestmöglich einzubinden. So kann z. B. eine Job- oder Ausbildungsplatzvorschau spielerisch potenziellen Bewerbenden gegeben werden. Es wird vorab ein detaillierter Einblick in die zukünftige Arbeitstätigkeit ermöglicht. Dabei können digitale (bspw. Recruiting-Games) und nicht digitale (bspw. Rollenspiele) Methoden eingesetzt werden.

Worauf muss man achten?

Bei dem Einsatz von Recruiting-Games ist es für Unternehmen wichtig, authentisch und realitätsnah zu bleiben. Die potenziellen Bewerber:innen sollen kein falsches oder „verschöntes“ Bild vom zukünftigen Arbeitgeber erhalten. Es sollen nur die Informationen vermittelt werden, die der wirklichen Unternehmenskultur bzw. der späteren Tätigkeit entsprechen. So kann bspw. Ein Widerspruch entstehen, wenn ein Unternehmen mit mangelnder technischer Ausstattung bzw. veralteter Hardware fortgeschrittene und moderne Recruiting-Games bei ihren Bewerbenden einsetzt. Weiterhin ist es beim Einsatz von Recruiting-Games wichtig, die Entpersonalisierung des Recruiting-Prozesses im Auge zu behalten. Im schlimmsten Szenario können potenziell geeignete Top-Bewerber:innen aus dem Bewerbungsverfahren ausgeschlossen werden, weil sie den Kriterien des Games (bspw. maximale Spielzeit) nicht entsprechen. In einem persönlichen Bewerbergespräch kann dies vermieden werden.

Welche Effekte bringt Gamification?

Der Einsatz von Gamification-Instrumenten ist sicher ein Zukunftstrend, welcher bis jetzt eher noch „in Kinderschuhen“ steckt. Die Effektivität der spielerischen Recruiting-Methoden ist noch gering erforscht, sodass nur bedingt Parallelen zwischen den besetzten Stellen und den eingesetzten Instrumenten gezogen werden können. Ein wesentlicher Effekt von Gamification ist das Erzielen von Aufmerksamkeit bei vorher klar definierten Zielgruppen. Interesse bei Bewerbenden erzeugt Präsenz und positive Resonanz auf sozialen Medien. Dies wiederum führt dazu die eigene Arbeitgebermarke zu stärken.

Wo gibt es gute Beispiele?

Folgende vier Unternehmen bzw. Organisationen sind aus meiner Sicht gelungene Beispiele für Gamification:

  • Die Stadt Hamburg verleiht bereits seit 2007 mit ihrem Projekt C!You – start-learning@hamburg  spielerisch Einblicke in die Arbeit der städtischen Verwaltung und verdeutlicht verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen.
  • Die Hotelkette Marriott spricht ihre Zielgruppe auf den sozialen Medien an und bietet ihnen bspw. mit einem Facebook-Game MyMarriott die Möglichkeit, sich spielerisch in die Tätigkeit des Hotelküchenleiters hineinzuversetzen. Aufbau der Hotelküche, Wareneinkauf und Weiterbildung des Personals: diesen Herausforderungen stellen sich die Interessent:innen.
  • Die Targobank verwarf die gewöhnliche Art, den potenziellen Auszubildenden ihre Tätigkeiten zu erklären. Sie setzt einen kreativen und virtuellen Schnuppertag ein. Das Azubi-Game stellt einen Tag des Azubis Tim in einer Bankfiliale nach: Kund:innen an Gesprächstermine erinnern, bei der Bedienung des Bankautomaten helfen etc. Diese nostalgische 2-D-Grafik ist vor allem für die Generation Z interessant und ansprechend.
  • Das Transportmanagement-Unternehmen Transporeon versucht auf eine ungewöhnlichen Art erfahrene IT-Talente zu gewinnen. In einem Spiel kämpfen die Bewerber:innen gegen einen Drachen. Dieser spuckt jedoch kein Feuer, sondern Scheinargumente gegen Digitalisierung und Klimaschutz. Um ihn zu bekämpfen, müssen die Interessent:innen einen Argumentationsbooster einsetzten.

Interessante lesenswerte Informationen sind auch auf der Seite Stickerstars zu finden.