Weiterbildungen auf dem Prüfstand: Wie erfolgreich sind sie wirklich und wie können wir sie noch besser machen?

Bildnachweis: (c) adobe stock – fotogestoeber

von Marie Brämer

Die Welt der beruflichen Weiterbildungen ist ein stetig wandelndes Terrain, das in Sachsen-Anhalt eine wichtige Rolle für Fachkräfte und Unternehmen spielt. Doch wie erfolgreich sind diese Weiterbildungen tatsächlich, und wie können wir sie optimieren? In unserer fortlaufenden Miniserie „Gute berufliche Weiterbildung in Sachsen-Anhalt“ werfen wir einen genauen Blick auf die Meinungen von Erwerbstätigen und Unternehmen aus Sachsen-Anhalt. Mithilfe der umfassenden Befragung haben wir die Stimmen derjenigen eingefangen und die Durchführung der letzten Weiterbildung sowie den wahrgenommenen Erfolg betrachtet. Erfahren Sie, welche Faktoren die Teilnehmenden als erfolgreich empfinden und wo Potenzial zur Verbesserung liegt.

Unterschiedliche Perspektiven: Erwerbstätige und Unternehmen im Vergleich:

Die Ergebnisse der Umfrage beleuchten markante Unterschiede in der Einschätzung des Erfolgs von beruflichen Weiterbildungen zwischen Unternehmen und den teilnehmenden Erwerbstätigen. Unternehmen neigen dazu, den Erfolg von Weiterbildungen positiver zu bewerten als die Teilnehmenden selbst. Vor allem die Unterstützung seitens der Führungskräfte bei der Umsetzung des Gelernten im Arbeitsalltag zeigt eine auffällige Diskrepanz in der Wahrnehmung. Bezüglich der Durchführung der Weiterbildungen sind die Erwerbstätigen durchweg positiv gestimmt, insbesondere hinsichtlich des klaren Anwendungsbezugs und der aktiven Beteiligung durch kompetente Lehrpersonen. Die Beurteilung des Erfolgs nach der Weiterbildung gestaltet sich differenzierter. Die Erwerbstätigen sehen Raum zur Verbesserung bei der Unterstützung durch Führungskräfte sowie beim Austausch von Weiterbildungsinhalten mit Kollegen und Kolleginnen. Trotzdem lässt sich bei vielen Teilnehmenden eine Steigerung des Wissensstands infolge der Weiterbildung erkennen. Bemerkenswert ist die optimistischere Einschätzung des Weiterbildungserfolgs seitens der Unternehmen, insbesondere hinsichtlich der Umsetzung des Gelernten in der praktischen Arbeit.

Veranlassung, Zeitpunkt und Kostenübernahme der Weiterbildung:

Die Veranlassung, der Zeitpunkt und die Kostenübernahme von Weiterbildungen wurden ebenfalls eingehend untersucht. Dabei zeigte sich, dass es keinen klaren Zusammenhang zwischen der Veranlassung der Weiterbildung – sei es durch das Unternehmen oder auf individuelle Initiative – und dem wahrgenommenen Erfolg gab. Interessanterweise schien bei selbstveranlassten Weiterbildungen eine stärkere Förderung der aktiven Teilnahme durch die Lehrperson zu erfolgen als bei von Unternehmen initiierten Weiterbildungen, wobei individuelle Wahrnehmungen eine Rolle spielen könnten. Hinsichtlich der Kostenübernahme seitens des Unternehmens bestand kein nachweisbarer Zusammenhang mit dem Erfolg der Weiterbildung. Zudem zeigte sich, dass im Jahr 2020 – während der Corona-Pandemie – Erwerbstätige und Unternehmen tendenziell unzufriedener mit dem Erfolg von Weiterbildungen waren. In anderen Jahren war hingegen kein signifikanter Unterschied in der Wahrnehmung des Weiterbildungserfolgs je nach Zeitpunkt festzustellen.

Vielfalt der Formate und Veranstaltungsformen:

Auch die verschiedenen Formate und Veranstaltungsformen von Weiterbildungen standen im Fokus unserer Untersuchung. Dabei zeigt sich, dass keine klare Verbindung zwischen dem gewählten Format oder der Veranstaltungsform und dem Erfolg der Durchführung oder dem Erfolg nach der Weiterbildung besteht. Diese Erkenntnis betont die vielfältigen Herangehensweisen, die sich auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden abstimmen lassen sollten.

Zeitlicher Umfang der Weiterbildung und seine Auswirkungen:

Die Ergebnisse zeigen, dass der zeitliche Umfang der Weiterbildung zwar keinen direkten Einfluss auf die wahrgenommene Qualität der Durchführung hatte, aber eine deutliche Verbindung zum Anstieg des Wissensstandes zeigte. Je länger die Weiterbildung dauerte, desto größer war der Wissenszuwachs. Dies könnte auf eine tiefere Auseinandersetzung mit den Inhalten hinweisen, die in längeren Weiterbildungen ermöglicht wird.

Einfluss von Alter, Geschlecht und Bildungsabschluss auf den Weiterbildungserfolg:

Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass das Alter der erwerbstätigen Personen keinen wesentlichen Einfluss auf den wahrgenommenen Erfolg der Weiterbildungsdurchführung und -ergebnisse hat. Ein leichter Zusammenhang zeigt sich hingegen in Bezug auf den Bildungsabschluss: Teilnehmende mit höherem Bildungsabschluss berichten häufiger von einer Berücksichtigung ihrer Vorkenntnisse durch die Lehrperson. Bezüglich des Geschlechts scheint das weibliche Geschlecht die Erfolgsbewertung der Weiterbildungsdurchführung etwas positiver zu gestalten als das männliche Geschlecht. Dennoch lässt sich insgesamt kein eindeutiger Zusammenhang mit dem Erfolg nach der Weiterbildung im beruflichen Kontext feststellen. Diese Ergebnisse betonen, dass individuelle Wahrnehmungen und Erwartungen eine entscheidende Rolle spielen und die Einflüsse dieser demografischen Faktoren auf den Weiterbildungserfolg facettenreich sind.

Verbesserungsmöglichkeiten für zukünftige Weiterbildungen:

Die Umfrageergebnisse haben klare Schwerpunkte für zukünftige Weiterbildungen ans Licht gebracht, die sowohl von Erwerbstätigen als auch von Unternehmen geteilt werden. An erster Stelle steht die Notwendigkeit, die Weiterbildungsinhalte stärker auf den praktischen Arbeitsalltag zu beziehen. Dieser Aspekt rangiert bei 49,2 Prozent der Erwerbstätigen und sogar bei 58,1 Prozent der Unternehmen an oberster Stelle. Zudem wurde die Relevanz von thematisch passenden Inhalten betont, die sowohl für 32,8 Prozent der Erwerbstätigen als auch für 29,0 Prozent der Unternehmen von großer Bedeutung sind. Eine interaktivere Gestaltung der Weiterbildungen wurde als drittwichtigste Maßnahme angesehen, was von 23,0 Prozent der Erwerbstätigen unterstützt wurde. Ebenso hoben 25,8 Prozent der Unternehmen die Wichtigkeit einer fachlich versierten Lehrperson hervor. Diese übereinstimmenden Schwerpunkte unterstreichen das Bestreben, die Weiterbildungen effektiver und zielgerichteter zu gestalten, um sowohl den Erwerbstätigen als auch den Unternehmen bestmöglichen Nutzen zu bieten.

Bildnachweis: (c) Landesinitiative Fachkraft im Fokus

Im nächsten Blogbeitrag dieser Serie werden wir uns dem Thema „Enttäuschte Erwartungen: Wenn Weiterbildungen nicht zustande kommen“ widmen. Bleiben Sie gespannt auf interessante Einblicke!