Toxische Führung – Wie Führungskräfte die Arbeit „vergiften“ können!

Bildnachweis: stock.adobe.com

von Angelique Bechthold

Auch Menschen können im übertragenen Sinne „giftig“ sein. Dies bezieht sich sowohl auf Kolleg:innen als auch auf Führungskräfte.

Toxische Führung bezieht sich auf ein Führungsverhalten, welches negative Auswirkungen auf die Mitarbeitenden hat. Es beinhaltet eine Vielzahl schädlicher Verhaltensweisen, die das Wohlbefinden, die Motivation und die Leistung der Mitarbeitenden beeinträchtigen können. Toxische Führung kann zu einer feindlichen Arbeitsumgebung, erhöhtem Stress, Burnout, geringer Motivation und einer hohen Fluktuation führen. Darum ist es wichtig, bereits erste Warnsignale von toxischer Führung zu erkennen und danach zeitnah Maßnahmen zu ergreifen.

Woran erkennt man toxischer Führung?

Toxische Führungskräfte missbrauchen ihre Macht, indem sie die Mitarbeitenden ständig kontrollieren, demütigen und manipulieren. Dadurch entsteht Angst und Unsicherheit. Sie mobben und „belästigen“ die Mitarbeitenden, was deren Selbstwertgefühl und die psychische Gesundheit beeinträchtigt. Toxische Führungskräfte praktizieren Mikromanagement. Sie verhindern damit die persönliche und berufliche Entfaltung ihrer Mitarbeitenden und zeigen meist keine Anerkennung für deren Leistungen. Mitarbeitende werden ungleich und unfair behandelt. Dies geschieht möglicherweise aufgrund persönlicher Merkmale wie Geschlecht oder Rasse. Zudem halten toxische Führungskräfte Informationen zurück und kommunizieren nicht transparent, was Unsicherheit und Misstrauen in der Belegschaft verursacht.

Was können Unternehmen und Beschäftigte konkret tun?

Es gibt verschiedene Schritte, die Mitarbeitende und Organisationen unternehmen können, um gegen toxische Führung vorzugehen:

  1. Bewusstsein schaffen: Es ist wichtig, toxische Führung früh zu erkennen und zu verstehen, wie sie sich auf die Mitarbeitenden und die Arbeitsumgebung auswirkt. Schulungen, Workshops und Gespräche über gesunde Führung oder zum Thema „Wertschätzung“ können helfen, das Bewusstsein für dieses Problem auch bei den Führungskräften selbst zu schärfen.
  2. Feedback geben: Mitarbeitende sollten konstruktives Feedback über das Verhalten und den Führungsstil der toxischen Führungskraft geben können, ohne dadurch Nachteile zu haben. Dies sollte in einer sicheren und vertraulichen Umgebung geschehen, z. B. im Rahmen von Mitarbeiterbefragungen oder durch anonyme Feedback-Mechanismen.
  3. Unterstützung suchen: Mitarbeitende sollten sich nicht scheuen, Unterstützung von Kollegen:innen, Vorgesetzten oder der Personalabteilung zu suchen. Das Teilen von Erfahrungen mit anderen kann helfen, die Auswirkungen toxischer Führung zu verarbeiten und mögliche Lösungsansätze zu finden. Auch die betriebliche Interessenvertretung ist hierfür eine geeignete Anlaufstelle.
  4. Aufbau eines Netzwerks: Mitarbeitende können ein Netzwerk von Kollegen:innen und Unterstützern:innen aufbauen, um sich gegenseitig zu stärken und zu ermutigen. Gemeinsames Engagement gegen toxische Führung kann helfen, eine positive Veränderung herbeizuführen.
  5. Dokumentation von Vorfällen: Es ist empfehlenswert, Vorfälle toxischer Führung zu dokumentieren  (einschließlich Datum, Zeitpunkt, Beschreibung und möglicher Zeugen). Diese Zahlen, Daten und Fakten können als Nachweis und Unterstützung dienen, wenn weitere Schritte erforderlich sind.
  6. Gespräch mit der Führungskraft: Oftmals hilft ein offenes Gespräch mit der toxischen Führungskraft. Dabei können die Auswirkungen des Verhaltens aufgezeigt und um Veränderung gebeten werden. Das Gespräch sollte sachlich und respektvoll geführt werden.
  7. Eskalation an die Vorgesetzten oder die Personalabteilung: Wenn das Gespräch mit der Führungskraft keine Verbesserung bringt oder nicht möglich ist, kann das Problem an die nächsthöhere Führungsebene oder an die Personalabteilung eskaliert werden. Dabei sollten Beweise und dokumentierte Vorfälle vorgelegt werden. Im Optimalfall haben Sie als Unternehmen Eskalationsstufen definiert.
  8. Externe Unterstützung suchen: In eskalierenden oder sehr komplizierten Fällen kann es notwendig sein, eine externe Unterstützung wie Mediator:innen oder sogar einen rechtlichen Beistand hinzuzuziehen.

Setzen Sie bei den Maßnahmen vor allem auf Prophylaxe. Einerseits eigenen sich Richtlinien, Verhaltenskodexe (Führungsleitlinien) oder auch Meldestrukturen. Andererseits sind Sensibilisierungsmaßnahmen und Schulungen (z. B. Wertschätzungstraining) für Führungskräfte und auch Mitarbeiter:innen sehr wirksam.: