Brennglas Pandemie – Lessons learned und Perspektiven für die Fachkräftesicherung

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Am 6. Oktober 2021 fand die diesjährige Kooperationskonferenz der Landesinitiative Fachkraft im Fokus statt. In der 9. Auflage ging es in einem zweistündigen Online-Format insbesondere darum, die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Fachkräftesicherung in Sachsen-Anhalt zu beleuchten.

Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den Projektleiter Lutz Rätz moderierte Oliver Lilie drei Gesprächsrunden.

1.    Gespräch mit Susi Möbbeck

Die Staatsekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung nannte als besonders positive wahrgenommene Aspekte in der Corona-Pandemie das umsichtige Handeln der Unternehmen in Sachsen-Anhalt sowie das gemeinsame Suchen nach praxisnahen und konstruktiven Lösungen. Sie wies darauf hin, dass die Themen Mitarbeiterorientierung und Beteiligungskultur in vielen Unternehmen einen großen Aufschwung erhalten hätten. Auch das Thema „Gute Arbeit“ sieht die Staatssekretärin gestärkt durch die Krise. Als Schwerpunktthemen für die Zukunft formulierte sie die Unterstützung von Betriebsräten, die Fortsetzung und den Ausbau des Wettbewerbs um das Landessiegel „Mitarbeiterorientiertes Unternehmen“, die Fortsetzung und den Ausbau der Weiterbildungsberatung und der Weiterbildungsförderung sowie die Erschließung ausländischer Fachkräftepotenziale.

2.    Talk mit Unternehmer:innen aus Sachsen-Anhalt

Drei Geschäftsführer:innen von Unternehmen, die das Landessiegel „Das mitarbeiterorientierte Unternehmen – Hier fühle ich mich wohl“ erhalten haben, formulierten im Gespräch ihre Erkenntnisse im Umgang mit der Corona-Pandemie. Das Gespräch mit Kerstin Ehrenberg (Geschäftsführerin der EVL Truck & Trailer Service DAF Service Dealer), Elke Klaus (Geschäftsführerin der Chausseehaus gGmbH) und Prof. Dr. Frank Ortmeier (Geschäftsführer der bridgefield GmbH) zeigte deutlich, dass die Problemlagen in typischen kleinen und mittleren Unternehmen Sachsen-Anhalts und deren „Betroffenheit“ von der Corona-Pandemie sehr unterschiedlich ausgeprägt sind.

Während bei der bridgefield GmbH eine zentrale Herausforderung die Gestaltung der Kommunikation im Unternehmen beim Umschalten auf Remote Work war und ist, stand bei der EVL Truck & Trailer Service die Sicherstellung der Gesundheit der Beschäftigten während der Corona-Pandemie ganz weit oben auf der Agenda. Allen Unternehmen ist gemein, dass sie extrem viel in die Steigerung ihrer Arbeitgeberattraktivität und der Gestaltung guter Arbeit investieren, um Fachkräfte zu gewinnen sowie langfristig zu binden. Als besondere Herausforderung sehen die Unternehmensvertreter:innen, den Wettbewerb um die besten Fachkräfte unter ungleichen finanziellen Rahmenbedingungen in verschiedenen Regionen sowie verschiedenen Branchen. Als herausragenden Pluspunkt für in Sachsen-Anhalt ansässige Unternehmen nannte Prof. Dr. Ortmeier die exzellenten Rahmenbedingungen für die Vereinbarung von Arbeits- und Privatleben.

3.    Round-Table Diskussion mit Multiplikator:innen

Susanne Eva Dörrwand (Geschäftsführerin Handel, Dienstleistungen und Unternehmensförderung der Industrie- und Handelskammer Magdeburg), Oliver Greie (ver.di Landesbezirksleiter Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), Jary Hicksch (Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit
Dessau-Roßlau – Wittenberg), Michael Hirsch (Betriebswirtschaftlicher Berater der Handwerkkammer Halle (Saale)), Marco Langhof Präsident der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt e. V.) und Lutz Rätz (Projektleiter der Landesinitiative Fachkraft im Fokus) legten das Brennglas aus dem Blickwinkel wichtiger Arbeitsmarkpartner auf die Fachkräftesicherung in Zeiten der Pandemie.

In der Expert:innenrunde bestand breiter Konsens darüber, dass eine Entspannung der Fachkräftesituation nicht in Sicht sei. Insbesondere kooperative und durchgängige Lösungsansätze sowie ein Angehen des Fachkräfteproblems auf „breiter Front“ seien gefragt. Dazu gehörten das Gewinnen von Fachkräften aus dem Ausland, eine weitere Verbesserung der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft sowie Maßnahmen der Strukturentwicklung zur Fachkräftegewinnung und -bindung.

Deutlich wurde in der Diskussion auch, dass aufgrund der Pandemie schneller als bisher Fortschritte hinsichtlich der Digitalisierung von Unterstützungs- und Beratungsangeboten für Unternehmen und Fachkräfte zu verzeichnen sind. Hier waren sich alle Teilnehmenden darüber einig, dass für diese neuen Angebotsformate gute Nachhaltigkeitschancen bestünden. Ein Fokus sollte nach Ansicht der Runde perspektivisch darauf liegen, digitales Arbeiten in Bezug auf all seine Facetten sicherer zu gestalten.

Wichtige Erkenntnisse der vergangenen Monate waren auch, dass Annahmen und alte Gewohnheiten „geschreddert“ sowie Lösungen für Unternehmen und Beschäftigte während der Pandemie gemeinsam unkompliziert gefunden werden konnten. Die Bereitschaft, Neues auszuprobieren und Fehler zuzulassen, sei vorhanden so die Einschätzung der Diskussionsteilnehmenden.

Für die kommende Kooperationskonferenz 2022 kristallisierte sich in der Diskussion das Thema „Neues Normal“ heraus.

In seinem Abschlussstatement wies Lutz Rätz insbesondere auf die bevorstehende Siegelverleihung am 10. November 2021 in der Johanniskirche in Magdeburg hin.