Blog „Gute Arbeit“: Frau Ministerin Grimm-Benne, eines der zentralen Ziele der Landesinitiative Fachkraft im Fokus ist die Gestaltung „Guter Arbeit“ hier in Sachsen-Anhalt. Warum ist das Thema aus Ihrer Sicht so wichtig für den Arbeits-, Lebens- und Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt?
Frau Ministerin Grimm-Benne: Unternehmen aus Sachsen-Anhalt stehen nicht nur untereinander, sondern auch bundes-, europa- und weltweit im Wettbewerb um gute Fach- und Führungskräfte. Die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Sachsen-Anhalt können wir langfristig nur sichern, wenn es uns gelingt, diese Fachkräfte davon zu überzeugen, dass sie hier gute Arbeits- und Lebensbedingungen vorfinden.
Und da hat nicht nur Sachsen-Anhalt, da haben auch seine Unternehmen einiges zu bieten. Vieles, das an attraktiven Arbeitsbedingungen vorhanden ist, muss aber noch sichtbarer gemacht werden. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite hat eine Reihe von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern noch Nachhol- und Unterstützungsbedarf bei dem Thema. Insgesamt geht es darum, gute Arbeit und Arbeitgeberattraktivität weiter zu entwickeln.
Blog „Gute Arbeit“: Welche Anforderungen haben Sie als Arbeitsministerin an einen „Guten Arbeitgeber“?
Frau Ministerin Grimm-Benne: Die Basis guter Arbeit sind aus meiner Sicht zunächst faire Entlohnung und Arbeitsplatzsicherheit. Ich bin dabei persönlich davon überzeugt, dass die beste Grundlage dafür ein Tarifvertrag ist und werbe dafür, dass Unternehmen tariflichen Vereinbarungen beitreten. Unabdingbar ist aus meiner Sicht auch, dass die gesetzlichen Mitbestimmungsrechte im Betrieb nicht unterlaufen werden. Unternehmen, die die Gründung von Betriebsräten behindern oder gesetzliche Beteiligungsrechte verweigern, können aus meiner Sicht keine guten Arbeitgeber sein. Neben diesen harten Kriterien sehe ich aber auch noch weitere wichtige Aspekte wie zum Beispiel die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf über flexible Arbeitszeiten oder Home-Office-Angebote. Gerade in diesem Bereich haben wir als Bundesland mit unserer guten Versorgungssituation bei der Kinderbetreuung beste Rahmenbedingungen und Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Bundesländern. Arbeitgeber sollten auf jeden Fall auch ein aktives betriebliches Gesundheitsmanagement, eine ziel- und beteiligungsorientierte Mitarbeiterführung, aber vor allem auch interessante Arbeitsaufgaben berücksichtigen, wenn sie mit guter Arbeit punkten wollen.
Blog „Gute Arbeit“: Sind diese Anforderungen nicht etwas streng?
Frau Ministerin Grimm-Benne: Nein, denn diese „Anforderungen“, wie Sie sie nennen, kommen nicht von mir. Es sind Erwartungen, die Fachkräfte heute an ihre Arbeit haben. Dabei spreche ich nicht nur von der Generation Y oder Z, sondern schließe sämtliche Generationen im erwerbsfähigen Alter ein. Ich bin der Überzeugung, dass viele unserer Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihren Beschäftigten und zukünftigen Bewerberinnen und Bewerbern mehr zu bieten haben, als ihnen möglicherweise bewusst ist. Gerade kleine und mittlere Unternehmen in Sachsen-Anhalt benötigen Unterstützung bei der Frage, wie sie als Arbeitgeber sichtbarerer als bisher werden können, um gute Fachkräfte zu gewinnen. Wir haben daher unsere Aktivitäten zur Fachkräftesicherung unter der Landesinitiative Fachkraft im Fokus zusammengefasst und werden dort das Informationsangebot um den Blog „Gute Arbeit“ erweitern.
Blog „Gute Arbeit“: Was erhoffen Sie sich vom Blog „Gute Arbeit“?
Frau Ministerin Grimm-Benne: Wir wollen mit diesem Angebot die Aufmerksamkeit von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern auf dieses Thema lenken, um sie für die Wichtigkeit von „Guter Arbeit“ für ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung zu sensibilisieren. Der Blog „Gute Arbeit“ soll dabei die Fachkraft im Fokus Teams in den fünf Regionalberatungsstellen unterstützen, deutlich mehr Unternehmen als bisher zu motivieren, sich aktiv mit dem Thema „Gute Arbeit / Arbeitgeberattraktivität“ zu beschäftigten.
Blog „Gute Arbeit“: Und was können die Leserinnen und Leser des Blogs „Gute Arbeit“ erwarten?
Frau Ministerin Grimm-Benne: Wir möchten ihnen unterschiedliche Perspektiven auf das Thema vorstellen. Die Leserinnen und Leser sollen sich nach dem Prinzip „kurz, knapp und präzise“ rund um das Thema „Gute Arbeit“ informieren können. Dabei werden neben interessanten Praxisbeispielen aus Sachsen-Anhalt Erkenntnisse aus Studien und Forschungsarbeiten aufbereitet oder interessante bzw. erstaunliche Zahlen, Daten und Fakten präsentiert. Das Ganze soll unter dem Motto stehen: „Aus der Praxis für die Praxis!“
Blog „Gute Arbeit“: Sehr geehrte Frau Ministerin, vielen Dank für dieses Interview.