Aus den eigenen Fehlern lernen!

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Heute habe ich einen Artikel über Erfolgsfaktoren für den Einstieg als Führungskraft in eine neue Aufgabe gelesen. Wesentlich war die Empfehlung, die bisherige Arbeit ausreichend zu reflektieren und in diesem Zusammenhang Erfolge zu feiern sowie Fehler zu identifizieren. Gerade der aktive, konstruktive Umgang mit diesen Fehlern sei entscheidend, um zukünftig ähnliche Probleme besser zu lösen.

Das hat mich nachdenklich gemacht. Offensichtlich geht uns im Erwachsenenalter das Recht verloren, Fehler zu machen. Kindern gestehen wir diese zu, ja fordern sie sogar ein, frei nach dem Motto „Aus Fehlern lernt man“.

Genau betrachtet lernen wir nicht nur aus Fehlern, sondern wir können auch unsere Erfolge heranziehen. Voraussetzung ist, dass wir bereit sind, unser Handeln in bestimmten Situationen zu reflektieren, um nachträglich zu analysieren, was gut bzw. schlecht gelaufen ist. Das heißt auch, dass Selbstreflexion des eigenen Handelns nicht immer nur dann erfolgen sollte, wenn es brennt, sondern auch, wenn beispielsweise Projekte erfolgreich abgeschlossen werden konnten.

Konstruktive Fehlerkultur ist notwendige Voraussetzung!

Eine solche Selbstreflexion passiert jedoch nicht außerhalb eines Systems (z. B. eines Unternehmen oder einer Institution). Maßgeblich für die Qualität der gewonnenen Erkenntnisse sind die Rahmenbedingungen, die ein solches System vorgibt: Wie geht man hier mit Fehlern um? Was passiert, wenn jemand einen Fehler eingesteht? Wie kommen die Teammitglieder zu Erkenntnissen aus den Fehlern? Was erwarten die Kunden in einem solchen Fall? Kurz gesagt, entscheidend ist die Fehlerkultur im Unternehmen bzw. in der Organisation für die Bereitschaft von Fach- und Führungskräften sich mittels Selbstreflexion der eigenen Arbeitsqualität zu stellen.

Können Sie hier auf ein wertschätzendes Unterstützungssystem zurückgreifen, dann ist konstruktives Lernen aus den eigenen Fehlern möglich!

Offene Fragen stellen ist notwendige Bedingung!

Die Fragen zur Selbstreflexion, die Bianca Fuhrmann für Führungskräfte formuliert hat, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:

  1. Welche Leistungen und Erfolge können Sie verbuchen?
  2. Welche Situationen haben Sie besonders gut gemeistert?
  3. Wo hatten Sie Probleme?
  4. Welche Risiken haben Sie übersehen?
  5. Welche Chancen haben Sie nicht wahrgenommen?
  6. Was würden Sie mit Ihrer heutigen Erfahrung in der Vergangenheit anders machen?
  7. Was können Sie aus Ihrer alten Position lernen?
  8. Welche Erfahrungen nehmen Sie mit in die neue Position?
  9. Welche Fehler werden Sie zukünftig vermeiden?
  10. Welche Frühwarnindikatoren können Sie für sich in der neuen Position aufstellen?

Die Bereitschaft, sich mit den oben genannten Fragen auseinanderzusetzen, ist für das Lernen aus den eigenen Fehlern zentrale Grundbedingung.

Mein Tipp: Reflektieren Sie nicht nur für sich selbst sondern auch im Team!

Ausreichend Zeit nehmen ist hinreichende Voraussetzung!

Was wir mit zunehmender Berufserfahrung leider immer wieder vergessen ist, dass Lernen Zeit in Anspruch nimmt. Lernen ist mit dem Abweichen von Routinen verbunden, also von den Vorgehensweisen, die wir hocheffizient (und teilweise unbewusst) umsetzen[1]. Es muss Ihnen also Zeit zur Verfügung stehen, um beispielsweise mit Hilfe von Reflexionstechniken für sich selbst oder im Team herauszufinden, was gut bzw. was nicht so gut funktioniert. Das ist im täglichen Wahnsinn sicherlich nicht einfach. Wenn Sie jedoch an den Aufwand für die Fehlerbeseitigung denken, erscheint meines Erachtens diese Investition doch gut angelegt.

Fazit: Mit dem richtigen Umfeld, genügend Zeit und der persönlichen Bereitschaft zur Selbstreflexion können wir aus unseren Fehlern lernen. Und wissen Sie was? Es lohnt sich!


[1] Um einen kleinen Eindruck zu bekommen, was Lernen bedeutet stellen Sie doch einfach einmal Ihren Papierkorb an eine andere Stelle in Ihrem Büro und beobachten Sie sich selbst beim nächsten Mal, wenn Sie etwas wegwerfen möchten.