Mit Zukunftschance Assistierte Ausbildung neue Zielgruppen für die Ausbildung erschließen

Maren Kinszorra und Julia Möws

Einerseits wird die Gewinnung passfähiger Auszubildender eine immer größere Herausforderung für Unternehmen. Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Andererseits brechen mehr als 30 Prozent der Auszubildenden ihre begonnene Ausbildung ab. Vor diesem Hintergrund hat das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit das Landesprogramm „Zukunftschance Assistierte Ausbildung“ kurz ZaA ins Leben gerufen.

Ich hatte die Gelegenheit mit den Julia Möws, Kammerkoordinatorin bei der Handwerkskammer Magdeburg und Maren Kinszorra, Kammerkoordinatorin bei der IHK Magdeburg zu sprechen.

Blog „Gute Arbeit“: Was ist ZaA?

Maren Kinszorra: ZaA ist ein ausbildungsvorbereitendes und -begleitendes Unterstützungsprogramm für Jugendliche und Unternehmen. Die Unterstützungsleistungen erfolgen durch einen erfahrenen, regionalen Bildungsträger (ZaA-Projektträger). ZaA bietet vor allem Stütz- und Förderunterricht, Prüfungsvorbereitung und sozialpädagogische Begleitung. Der Unterstützungsumfang wird dabei flexibel an die jeweiligen Bedarfe angepasst.

Im Fokus von ZaA stehen Jugendliche unter 25 Jahren, i. d. R. ohne Berufsabschluss, mit Ausbildungsreife bzw. Berufseignung, die nicht vollzeitschulpflichtig sind und einen Wohnsitz in Sachsen-Anhalt haben.

Die ZaA unterteilt sich in ein ausbildungsvorbereitende (Phase 1) und ausbildungsbegleitende Phase (Phase 2), wobei die Phase 1 nicht zwingend absolviert werden muss.

Blog „Gute Arbeit“: Was können Unternehmen für Leistungen in Anspruch nehmen?

Julia Möws: In der ausbildungsvorbereitenden Phase besteht die Möglichkeit der Meldung von Praktikumsplätzen an die Kammern sowie der Unterstützung durch den ZaA-Projektträger während des Praktikums und bei der Auswahlentscheidung über das Ausbildungsverhältnis.

Ausbildungsbegleitend gibt ZaA:

  • Hilfe bei allen Fragen rund um die Ausbildung und
  • Hilfe bei der Krisenintervention und Konfliktbewältigung während der Ausbildung.

Durch die umfangreiche Betreuung des ZaA-Projektträgers kann sich das Unternehmen vollkommen auf die fachliche Ausbildung konzentrieren. Eine Besonderheit in ZaA ist die Möglichkeit des Coachings der Ausbildungsverantwortlichen. Nähere Informationen dazu bekommen die Unternehmen bei den Ansprechpartnern der Kammern.

Blog „Gute Arbeit“: Für welche Unternehmen ist ZaA besonders geeignet? Inwiefern ist das Programm gerade auch für Handwerksbetriebe interessant?

Julia Möws: Geeignet ist ZaA für alle Unternehmen, die betrieblich ausbilden und/oder bereit sind, einen Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf auszubilden.

Der Fachkräftemangel ist im Handwerk besonders hoch. Diesem können die Handwerksbetriebe mit der Fokussierung auf eine neue/andere Zielgruppe, wie z. B. sozial benachteiligte Jugendliche oder Jugendliche mit Schwierigkeiten beim Lernen, entgegenwirken. Handwerksbetriebe sind oftmals klein, aber mit hoher Auftragslage. Die Unterstützung durch ZaA wird dann als sehr hilfreich empfunden.

Blog „Gute Arbeit“: Können Sie uns typische Konstellationen nennen, bei denen den Unternehmen ZaA Hilfestellung leisten kann?

Julia Möws: Es gibt keine typische Konstellation. Die Bedarfe der Jugendlichen sind sehr vielfältig. In der Regel bestehen Defizite im schulischen Bereich und es ist eine sozialpädagogische Begleitung notwendig. ZaA befasst sich mit allen Problemlagen, die einer erfolgreichen Ausbildung im Weg stehen. Die Unterstützung ist sehr individuell auf die unterschiedlichen Problemlagen in den Ausbildungsbetrieben zugeschnitten.

Blog „Gute Arbeit“: Gibt es denn Erfolgsbeispiele von Unternehmen, die sich an ZaA beteiligt haben? Und können Sie jeweils ein bis zwei kurz schildern?

Maren Kinszorra, Julia Möws: In der Regel sind die Unternehmen vom Mehrwert der Unterstützung durch ZaA überzeugt. Die ersten Erfolge spiegeln sich auch in den Prüfungsergebnissen der Auszubildenden wider. Im letzten Jahr haben die ersten ZaA-Teilnehmenden ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Von 18 Prüfungsteilnehmer*innen haben 15 bestanden, davon wurden 13 direkt ins Arbeitsverhältnis übernommen.

Sehr erfolgreiche Beispiele sind:

Blog „Gute Arbeit“: An wen kann ich mich als Unternehmen wenden? ​ Welche Antragsunterlagen muss ich als interessiertes Unternehmen ausfüllen?

Maren Kinszorra: Der bürokratische Aufwand ist für Unternehmen sehr überschaubar, wie uns auch alle mitwirkenden Unternehmen bestätigen. Wenn ein Unternehmen Interesse an ZaA hat, dann erfolgt in der Regel ein Betriebsbesuch der/des zuständigen Kammerkoordinatorin bzw. -koordinators. Bei diesem Gespräch wird ZaA vorgestellt. Wenn Unternehmen und Azubi teilnehmen wollen, stellen die Kammern eine sogenannte Förderanfrage (mit Kontaktdaten von Unternehmen und Jugendlichen sowie deren Unterschrift) an die zuständige Agentur für Arbeit und klären die Möglichkeit einer Einmündung des Jugendlichen in ZaA ab. Die Unternehmen haben dann weiter keinen bürokratischen Aufwand. Es gibt keine weiteren Antragsunterlagen.

Sofern der Jugendliche an dem Programm teilnehmen kann, bekommt das Unternehmen sofort die entsprechende Rückmeldung. Im Erstgespräch zwischen Unternehmen, Auszubildendem und ZaA-Projektträger wird dann eine Kooperationsvereinbarung geschlossen.

Julia Möws: HWK und IHK haben jeweils in Halle und Magdeburg Kammerkoordinatoren, so dass eine Betreuung der Unternehmen im Süden und im Norden Sachsen-Anhalts gewährleistet ist.

Im Einzelnen sind dies:
Julia Möws, HWK Magdeburg
Mirko Dexter, HWK Halle
Maren Kinszorra, IHK Magdeburg
Simone Henschel, IHK Halle-Dessau

Blog „Gute Arbeit“: Wenn Sie abschließend das Programm mit drei Eigenschaften umschreiben würden, dann wären dies?

Maren Kinszorra, Julia Möws: individuell, kontinuierlich und flexibel

Blog „Gute Arbeit“: Frau Kinzorra, Frau Möws, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Landesprogramm „Zukunftschance assistierte Ausbildung“ wird gefördert durch: