WelcomeCenter Sachsen-Anhalt – Willkommen (zurück)!

Bildnachweis: © WelcomeCenter Sachsen-Anhalt

In den letzten Jahren werben die ostdeutschen Bundesländer vermehrt für die Rückkehr ihrer Fachkräfte, die in den 2000er Jahren aus beruflichen Gründen ihre Heimat verlassen haben. Das Fehlen interessanter und auskömmlicher Berufsperspektiven hatte dies notwendig gemacht. Sind 2016 aus Sachsen-Anhalt noch 6.929 Personen mehr fort- als zugezogen[1] waren es 2017 nur noch 2.794[2] Menschen. Bahnt sich jetzt eine Trendwende an?

Die Unterstützung zurückkehrender und selbstverständlich auch zuziehender Personen bei Fragen rund um den neuen Lebensmittelpunkt ist wesentlich für ein gutes Ankommen in der alten bzw. neuen Heimat. Bereits 2015 hat das Land Sachsen-Anhalt das WelcomeCenter ins Leben gerufen. Zentrale Aufgabe war bereits zu diesem Zeitpunkt die Unterstützung von Zuzugsinteressierten.

Seit April 2018 gehört das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt mit einem erweiterten Aufgabenfeld zur Landesinitiative Fachkraft im Fokus. Kerstin Mogdans ist als Koordinatorin verantwortlich für die Umsetzung dieses Angebotes des Landes. Was das WelcomeCenter jetzt genau macht und was dies mit „Guter Arbeit“ zu tun hat, haben wir sie gefragt.

Blog „Gute Arbeit“: Frau Mogdans wen unterstützen Sie mit dem neu ausgerichteten WelcomeCenter jetzt ganz genau?

Kerstin Mogdans: Wir betreuen im Rahmen des WelcomeCenters zwei Zielgruppen: zum einen Zuzugsinteresstierte und hier insbesondere Familien sowie zum anderen Unternehmen, die Fachkräfte sowohl innerhalb als auch außerhalb von Sachsen-Anhalt suchen und für sich gewinnen wollen

Anlaufstelle für Zuziehende und Rückkehrende

Blog „Gute Arbeit“: Wenn wir einmal die Gruppe der Zuziehenden und Rückkehrenden anschauen, was sind die häufigsten Themen, zu denen Sie um Hilfe gebeten werden?

Kerstin Mogdans: Ca. 70% aller Anfragenden kommen von Familien, die ihren Lebensmittelpunkt hier nach Sachsen-Anhalt verlegen. In der Hälfte der Fälle hat ein Partner bereits einen Job in der Zuzugsregion, der andere ist noch auf der Suche. Daher ist eine berufliche Orientierung bzw. Unterstützung bei der Jobsuche eine der häufigsten Themenstellungen. Wir nehmen die Wünsche und Ideen auf und leiten diese an die unterschiedlichsten Ansprechpartner*innen weiter.

Viele weitere Unterstützungsanfragen beziehen sich auf die Wohnungssuche in der Region sowie auf die Schulen und deren Einzugsgebiet bzw. Schulprofil. Dazu stellen wir die benötigten Informationen kundenspezifisch zusammen und holen uns im Bedarfsfall Rückmeldungen von unseren Ansprechpartner*innen vor Ort. Bei Familien mit nicht-schulpflichtigen Kindern informieren wir über das Anmeldeprozedere für Kindergartenplätze sowie mögliche regionale Alternativen.

In Einzelfällen kommt es auch vor, dass Kinder zu ihren pflegebedürftigen Eltern zurückziehen. Hier recherchieren wir regionale Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten und verweisen auf regionale Ansprechpartner.

Blog „Gute Arbeit“: Einmal abgesehen von den Informationen auf der Webseite des WelcomeCenters (Link: www.welcomecenter-sachsen-anhalt.de) wie und wo können z. B. rückkehrinteressierte Familien Sie finden?

Kerstin Mogdans: Zum einen sind wir auf den jährlichen Rückkehrertagen der Landkreise und Kommunen am 27.12. oder auf Messen wie z. B. der „Hierbleiben“ in Magdeburg präsent. Hier sprechen wir in der Hauptsache Zuzugsinteressiere an. Zum anderen nutzen wir Veranstaltungen wie die Arbeitgebermeile oder Karrieremessen der Hochschulen und Universitäten u. a. auch um Arbeitgeber vor Ort zu kontaktieren. Was mich besonders freut ist, dass wir in vielen Fällen von Empfehlungen unserer Kund*innen und von Familien und Freunden der Zuzugsinteressierten profitieren.

Blog „Gute Arbeit“: Für viele dieser Kund*innen sind Sie ja die erste Anlaufstelle, wenn es um die Rückkehr oder den Zuzug nach Sachsen-Anhalt geht. Manch einer hat vielleicht noch weiteren Unterstützungsbedarf. Wie sieht die Zusammenarbeit des WelcomeCenters mit den übrigen Fachteams von Fachkraft im Fokus aus?

Kerstin Mogdans: Gerade wenn es um das Thema mittel- und langfristige berufliche Orientierung in der Zuzugsregion geht, arbeiten wir eng mit den Berater*innen für Fachkräfte von Fachkraft im Fokus zusammen. Hier stelle ich auf Wunsch meiner Kund*innen den Kontakt in die jeweilige Regionalberatungsstelle her und die Kolleg*innen vor Ort beraten dann weiter zu diesem Thema.

Von den Berater*innen für Unternehmen in FiF bekomme ich Hinweise zum Fachkräftebedarf sowie zum Status der Umsetzung des Themas „Familienfreundlichkeit“ in dem jeweiligen Unternehmen.

Ideengeber in Sachen Familienfreundlichkeit

Blog „Gute Arbeit“: Gleichzeitig wenden Sie sich auch an Unternehmen in Sachsen-Anhalt mit einem Angebot des WelcomeCenters. Wobei unterstützen Sie konkret Arbeitgeberinnen bzw. Arbeitgeber?

Kerstin Mogdans: Unternehmen, die suchen, müssen sich im Klaren sein, dass sie Fachkräfte mit Familien ohne Familienfreundlichkeit nicht gewinnen und binden können. Wir als WelcomeCenter können zum Thema „Familienfreundlichkeit“ informieren und sensibilisieren. Wir analysieren gemeinsam mit Arbeitgeber*innen die aktuelle Situation und initiieren erste Ideen anhand eines Maßnahmenkatalogs, den wir bereitstellen.

Wir vermitteln auch den Kontakt zu Expert*innen im Rahmen unserer Lotsenberatung. Meiner Erfahrung nach bedarf es hier in vielen Fällen noch weiterer qualifizierterer Unterstützungsstrukturen insbesondere POE-Berater*innen[3], die das Thema „Familienfreundlichkeit“ in Form einer Prozessberatung gemeinsam mit den Unternehmen nachhaltig umsetzen.

Blog „Gute Arbeit“: Was sind aus Ihrer Sicht die Herausforderungen, die Unternehmen angehen müssen, damit Neuankömmlinge und Rückkehrer*innen erfolgreich und dauerhaft in ihrem neuen Arbeits- und Lebensumfeld einleben?

Kerstin Mogdans: Wir sehen, dass die zuziehenden bzw. rückkehrenden Menschen durchaus bereit sind, auf ein Teil ihres bisherigen Gehaltes zu verzichten. Daher ist es umso wichtiger, dass es Arbeitgeber*innen in Sachsen-Anhalt gelingt, die weichen Faktoren, die sie anbieten können, besser zu kommunizieren: also z. B. was sie konkret für die Weiterbildung der Beschäftigten tun, ob flexible Arbeitszeiten möglich sind, welche Maßnahmen zur Förderung des Betriebsklimas ergriffen werden oder wie im Unternehmen Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) umgesetzt wird.

Es ist wichtig, dass die Wertschätzung für die potenzielle Bewerberinnen und Bewerber erkennbar ist. Die kommen nicht her, weil sie müssen, sondern weil sie gern zurück nach Hause kommen wollen.

Blog „Gute Arbeit“: Wenn Sie an Ihre Beratungskund*innen denken, wann haben Sie das Gefühl, dass das „Willkommen in Sachsen-Anhalt“ besonders gut gelungen ist?

Kerstin Mogdans: Für uns ist das größte Lob das positive Feedback von unseren Kund*innen. Oftmals hören wir erst einige Monate später wieder etwas von ihnen. Wir planen daher in 2019 in verschiedenen Regionen ein „Forum für Zurückgekehrte und Zugezogene“. Beginnen werden wir im Juni in Magdeburg. Genaueres finden Sie dann in Kürze auf unserer Webseite und auf unserem Facebook-Profil.

Mit diesem Angebot möchten wir es unseren Kund*innen ermöglichen, sich auch untereinander auszutauschen und zu vernetzen. Wir erhoffen uns außerdem Hinweise, was besser laufen kann sowohl bei der Arbeit des WelcomeCenter als auch bei den zuständigen Stellen in den Zuzugskommunen.

Blog „Gute Arbeit“: Frau Mogdans wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für die geplanten Veranstaltungen viel Erfolg!


[1] Quelle: destatis.de, Datenreport 2018, Kapitel 1

[2] Quelle: https://www.statistikportal.de/bevoelkerung/raeumliche-bevoelkerungsbewegung/wanderungen-ueber-die-grenzen-der-bundeslaender

[3] POE steht für Personal- und Organisationsentwicklung (Anm. d. Red.)