Vorbeugen ist besser als heilen!

Zeit ist bekanntlich relativ. Gefühlt vergeht sie für mich schneller je älter ich werde. Gleichzeitig kommt meiner Vorausplanung immer mehr Bedeutung zu. Die Frage nach dem, was morgen sein könnte bzw. sein wird, bekommt zunehmend Gewicht. Unternehmen, die dringend Fachkräfte suchen, kommunizieren ihren Bedarf in vielen Fällen deutlich zu spät. Dabei weiß doch jeder, vorbeugen ist besser als heilen! Zu verhindern, dass gute Fachkräfte gehen, ist in vielen Fällen weniger kompliziert als zu versuchen, abgewanderte Fachkräfte wieder in die Region bzw. in Unternehmen zurückzuholen.

Um dies zu vermeiden sollten Arbeitgeber all diejenigen, die das Ende ihrer Ausbildung, ihres Praktikums oder ihres Studiums vor sich haben, gezielt bedarfsorientiert ansprechen. Denn sich auf Abschlussprüfungen vorzubereiten oder die Bachelor- bzw. Masterarbeit fertigzustellen, während man überlegt, wie die weitere beruflich Zukunft aussehen kann, stellt für viele eine Herausforderung dar. Gut, wenn Ausbildungsbetriebe sich rechtzeitig mit ihren Auszubildenden zusammensetzen und sich über die Zeit nach der Abschlussprüfung Gedanken machen. Das gilt auch für Unternehmen, die Hochschulabsolventen suchen: eine frühzeitige Kontaktaufnahme schon während des Studiums ist erfolgskritisch für eine spätere Beschäftigung. In beiden Fällen sind hier „Perspektiven rechtzeitig eröffnen“ und „Rahmenbedingungen eindeutig klären“ die zwei zentralen Stichworte.

Perspektiven rechtzeitig eröffnen

Ausbildungsbetriebe sollten vier bis fünf Monate vor Ende der Ausbildung bzw. dem Termin für die mündliche Prüfung bzw. Freisprechung mit ihren potenziellen Jungfacharbeiter*innen zusammensetzen. Unternehmen, die Hochschulabsolvent*innen beschäftigen wollen, müssen sich immer wieder um Kontaktpunkte vor und während des Studiums bemühen, um diesen Entwicklungsperspektiven zu präsentieren. Die nachfolgende Abbildung zeigt, welche Kontaktpunkte geeignet sind.

Bildnachweis: (c) Fachkraft im Fokus

Eine hohe Transparenz eine wichtige Gesprächsbasis. Welches und wie viele Arbeitsplätze sollen besetzt werden? Wie sieht die mittelfristige (in den kommenden drei Jahren[1]) Perspektive im Unternehmen aus? Wohin können sich die Facharbeiter*innen und Hochschulabsolvent*innen langfristig entwickeln?

Rahmenbedingungen eindeutig klären

Immer wieder kommt es dazu, dass gut ausgebildete Fachkräfte kurz nach ihrer Übernahme bzw. Einstellung in das Unternehmen von der angetretenen Stelle enttäuscht sind. Dies tritt auch ein, wenn sie das Unternehmen bereits als Auszubildende, Praktikanten oder im Rahmen von Facharbeiten intensiv kennengelernt haben.

Bei der Übernahme ihrer Auszubildenden lassen viele Unternehmen folgendes außer Acht: Mit dem Übergang von der Ausbildung bzw. dem Studium in die Arbeit ändern sich nicht nur die zu leistenden Arbeitsaufgaben. Auch die Erwartungen der Arbeitgeber an die jeweiligen Fachkräfte verschieben sich. Die Anforderungen an Selbstständigkeit, Selbstorganisation und Genauigkeit steigen noch einmal sprunghaft an.

Gleichzeitig fallen Abwechslungen in den Aufgaben weg, die sich durch die Rotationen im Rahmen der Ausbildung bzw. des Traineeprogramms ergeben. Routine findet in der Ausbildung/dem (dualen) Studium aufgrund des dicht gepackten Ausbildungsrahmenplans/Studienplans nicht statt. Im Gegenteil, oftmals fehlt die Zeit, dass Arbeitsvorgänge so lange erlernt werden, bis sie fehlerfrei routiniert ausgeführt werden können. Ähnliches gilt für Praktika und Facharbeiten.

Unternehmen sollten sich über den Rollenwechsel vom Auszubildenden bzw. Studierenden zur Fachkraft bewusst sein und diesen offen mit den zukünftigen Mitarbeiter*innen thematisieren. So können sie verhindern, dass es trotz vorherigen intensiven Kennenlernens im „neuen“ Arbeitsalltag nicht zu Enttäuschungen kommt.


[1] Arbeiten Sie mit Planungshorizonten, die denen der bisherigen Ausbildung/dem bisherigen Studium entsprechen. Damit bleiben die Zeiträume nicht abstrakt und die „noch-Auszubildenden“ bzw. Studierenden können auf ihre persönlichen Erfahrungen zurückgreifen.