Brauchen Bewerbungen noch das klassische Anschreiben?

matttilda - Fotolia.com
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Letztens habe ich einen Artikel gelesen, in dem genau diese Frage aufgeworfen wurde. Das Fazit war: „Anschreiben in Bewerbungsunterlagen sind Old School und filtern gute Kandidaten*innen aus! Die Argumente haben mich überzeugt. Evtl. haben Sie auch in den Nachrichten wahrgenommen, dass die Deutsche Bahn auf Anschreiben bei angehenden Auszubildenden zukünftig verzichtet.

Was sind Argumente, die für eine Abschaffung des klassischen Bewerbungsschreibens sprechen?

  • Der Arbeitsmarkt ist zu einem Bewerbermarkt geworden: Unternehmen sollten sich diesem Sachverhalt nicht verschließen und den Anforderungen und Wünschen der Bewerbenden Rechnung tragen.
  • Candidate Experience: Positive Erfahrungen von Bewerbenden im Bewerbungsprozess steigern einerseits die Wahrscheinlichkeit der Einstellung und andererseits werden diese positiven Erfahrungen weiter verbreitet.

    Anmerkung: Erst letztens sprach ich mit der Personalverantwortlichen eines Magdeburger KMU. Diese sagte mir, dass sich eine Bewerberin für eine Ausbildung in ihrem Unternehmen entschieden hat, weil der Bewerbungsprozess auf Augenhöhe und sehr persönlich war. Der Wettbewerber war übrigens ein sehr großes Unternehmen aus der Region, bei dem die Erfahrungen der Bewerberin ganz anderer Art waren.

  • Aussortieren von Fachkräften: Bei der Sichtung von Bewerbungsunterlagen unterliegen wir häufig den klassischen Beurteilungsfehlern. So werden fachliche gute Kandidaten*innen wegen Kommafehlern oder falscher Grammatik schnell aussortiert, obwohl ihre eigentlichen Stärken gar nicht zum Tragen kommen.
  • Aufwand für das Schreiben und Lesen bei geringer Aussagekraft: Entscheider*innen benötigen Zeit für das Lesen der Bewerbungsschreiben und ebenso investieren Bewerbende viel Zeit, um so ein Schreiben zu formulieren. Manchmal erledigen dies auch Eltern, Freunde oder professionelle Bewerbungsberater*innen. Wie groß ist da noch die Aussagekraft und der tatsächliche Mehrwert?

Benötigen Sie also noch das klassische Bewerbungsanschreiben? Auf jeden Fall lohnt sich der Versuch, darauf zu verzichten.